Blumentopfphase

Ich glaube, Christine prägte damals das Wort, als ich frisch geerdet aus Deppenstedt zurückkehrte. Ist schon schwierig: ein paar Wochen zuvor hast du noch auf du und du mit den Göttern gestanden, warst vielleicht selber auf der Kandidatenliste und der WDR3 war dein persönlicher Hofnarr - und plötzlich wieder Down to Zero, die Welt ist die gleiche geblieben, aber du selber hast plötzlich einen Stempel auf der Stirn, den kein Waschzwang lösen könnte. Plattgesagt eine Art florale Depression: Umgetopft und mit gekappten Wurzeln findest du dich plötzlich im 12cm–Rondell wieder, und du weißt nicht, ob du jemals wieder blühen wirst. Aber mit dem richtigen Dünger geht manches. Ich denke nur gelegentlich an die, die auf gut Bibeldeutsch »auf steiniges Land fielen und nicht wachsen konnten«.

hab grad überlagerte forelle gekostet und kann mich nicht mehr riechen. aber nicht riechen konnte ich mich vorher schon. eine mischung aus altem blut und erkaltetem schweiß ist das. hab aber keine lust zu duschen. der schädel welkt grad. der letzte schmalz tropft aus meinem verlängerten endhirn. du hast ein schönes profil, hat er gestern zu mir gesagt. das licht war aus. immerhin. es tropft. das profil. irgendwann dusche ich. dann ist die nase bald noch mehr zu und ich rieche nur noch das, was ich will.

Nächste Gegenüber: Betreuer, Behörde, Feuerwehr und Polizei. Jedes Aufheulen des Martinshorns scheint genau dich zu meinen, ständig auf der Flucht vor allem, was nah zu sein scheint.

Die Blumentopfphase betrifft eine von Weltverneinung und Lebensverachtung geprägte Phase der Adoleszenz, in der der genetisch bedingt anfällige junge Mensch das Album vom Blumentopf kauft, schlechtem Rap und lauen Beats fröhnt sowie vornehmlich arhythmisch kopfnickend auf unicoloren Sofas der frühen 70er vorzufinden ist ...