Gehirnturmuhr

»Franz, wir kennen uns viele Jahre. Gerade deshalb tut es mir sehr leid, Ihnen zu sagen: Sie haben einen Gehirntumor, der bewirkt, dass sie viele Worte nicht mehr richtig verstehen.«

Als Franz nach Hause kam, grübelte er. Seine Frau fragte: »Was hat der Arzt gesagt?«

»Der wird auch immer komischer. Der meinte, ich hätte jetzt eine Gehirnturmuhr und würde mich jetzt an wichtigen Orten nicht mehr verspäten ...«

Wenn die Unruhe fehlt, bleibt die Zeit stehen.

Zu den vielen Hilfskonstruktionen während der ungemein peinlichen Trauerfeier für meinen an einem Glioblastom verschiedenen Vetter zählte während des Gesülzes in der Trauerhalle des Bestattungshauses zum einen an Six feet under, zum anderen an eben dieses Stichwort zu denken. Und tatsächlich ist es mir gelungen, trotz der multitragischen Verquickungen - so konnte etwa die ungemein sympathische holländische Gattin ihren Mann nicht in den letzten zwei Wochen begleiten, da sie zu dieser Zeit an einem Mammakarzinom behandelt wurde – über die ganze Zeit unvertränt auszuharren, wozu aber auch die unglücklich gewählte Hintergrundmusik von Celine Dion ihren Teil beitrug.

wenn nur dieses permanente gebimmel aufhören würde...
an das tick tack könnte man sich ja noch gewöhnen.
aber das gedröhne von der glocke
das treibt mich an die küste.

Tick-Tack, Tack-Tick, Taktik ...
.. Schweiß perlt auf der Stirn,
wir binden einen Strick um Handgelenke, denn es sind die meinen.
Wir stürzen uns in Fluten von Futen und weinen.
Und wir hoffen gar, dass uns das Skelett bald bedrängt,
dass die toten Seelen über den Styx einst bringt
und hoffen und kauern
und lauern besoffen ...
... und wissen nur dieses:
vor 4000 Jahren
gehörte ich zu den Schamanen,
jetzt bin ich hier, zum Vergehen bereit,
schickt mich in die Wüste:
dies ist nicht meine Zeit ...