Scheißdeutschland

Scheißdeutschland.
Land der Filterkaffeemoral.
Land der grauen Jacketts mit abgenickter Haltung.
Hier, wo alles geregelt ist –
außer das Gefühl.

Ein Land mit Beton im Tonfall.
Mit Meinungen auf DIN-A4.
Mit Gesprächskreisen ohne Gespräch.
Mit Kulturbudgets für Konzepte ohne Körper.

Scheißdeutschland.
Du trägst Verantwortung wie ein Maßanzug,
aber keiner passt.
Du schämst dich für Geschichte
und jetzt für Stil.
Du verbiegst dich für Weltbilder,
aber nicht für Menschen.

Du redest von Vielfalt –
aber meinst: Variationen von Beige.

Du hast keine Vision,
aber ein Mobilitätskonzept.
Keine Musik,
aber eine Playlist.
Kein Leben,
aber einen Mietvertrag.

Scheißdeutschland.
Du bist müde,
aber stolz auf deine Müdigkeit.
Du bist korrekt,
aber niemals klar.
Du bist da –
aber niemand ist drin.

Restlaufzeit

Deutschland steht
aber schief.
Wippt auf seinen
Normfundamenten.
Verbeugt sich vor
Verzicht und Vorschrift.

Es atmet durch
Atemschutzverordnung.
Liebt neutral.
Lacht in PDF.

Die Städte
gesichtslos verglast,
die Stimmen
gefiltert.
Die Körper
versteckt.
Die Sprache
kuratiert.
Die Kultur
gefördert
bis zur
Bedeutungslosigkeit.

Ein Land,
das sich
entkernt hat
und jetzt
auf dem
Schotterhaufen
seiner Absicht
meditiert.

Hier wird nicht mehr
gelebt.
Hier wird
bewertet.

Hier trägt man
Haltung
wie eine
Schuluniform
aus Bioleinen.

Und jeder fragt:
Wo geht’s hin?
Und alle sagen:
Wenigstens rückstandslos.