Häkelkränzchenschwester

Eine bekannte Schauspielerin wusste während unserer Reise unterhaltsam Anekdotisches über die große Volksschauspielerin Inge Meysel zu berichten, unter anderem, daß diese eine ausgesprochene Abneigung gegen die Welt der alten Menschen hätte, weshalb sie, Inge Meysel, sich jedesmal schütteln könnte, wenn ihr der Postbote die neuesten Devotionaliengaben treuer, oftmals mit ihr gleichaltriger VerehrerInnen überbrächte. Besonders ekelhaft fände Frau Meysel Häkeldeckchen und mit farbigen Aufklebern verzierte Widmungsgedichte. Das ist ein sympathischer Zug an dieser insgeamt oftmals eher sperrig anmutenden Grand Dame des deutschen Familiendramas - ich vermute, daß Frau Meysel all diese Geschenke in großen Umzugskartons im Keller ihres geräumigen Anwesens aufbewahrt. Daraus auf alterdemente Verwahrlosung zu schließen, wie es die Kamarilla der Boulevardzeitungen zu tun pflegt, halte ich für grundfalsch, eher ist es mir ein Indiz für die nach wie vor ungebrochene Geisteskraft der IM Mutter.

Ungebrochene Geisteskraft noch in hohem Alter beweist sich vor allem durch solch spritzige Sentenzen wie:
„Seit Jahrzehnten lese ich fast nichts anderes mehr als Krimis.”
Inge Meysel, die sich noch 2001 als bisexuell bezeichnete, weil sie mit 17 mal was mit einem Mädchen hatte.