Hierarchie

Das schönste Bild einer Hierarchie ist für mich der katalanische Menschenturm. Ganz unten die ganz Stämmigen, ganz oben die Enxaneta, ein Kind.

Herr Wolff war mit seiner Anstellung als Pförtner der Aerztekammer insgesamt zufriedener denn als Handelsvertreter für Knopfleisten in Siebenbürgen. Früher hatte er seine Kunden als Könige und nun stand er neben der Hierarchie, denn sowohl der Vorstand als auch die Kantinenwirtin Lieselotte gingen morgens an seinem Platz im Foyer vorbei und grüßten ihn freundlich. Am späten Vormittag, wenn die Sitzungen im Plenum tagten, ging er gerne, die Arme hinter den Rücken gelegt, in der verglasten Eingangshalle auf und ab und strich zart mit einem Finger die Kante seiner marmornen Pförtnerthekenplatte entlang. Dann war er so mit sich selbst im Reinen und übermütig vor guter Laune, daß er jeden, der durch die Drehtür hereinkam, per Handschlag begrüßte.

Es gibt heute fast niemaden mehr, der Hierarchien rechtfertigt. Selbst Vorzüge in der Qualifikation werden nicht mehr gelten gelassen.

Aber, wie auch immer, die Hierarchie ist in der menschlichen Verhaltenbiologie enthalten und die lässt sich nicht ausschalten.