Goethe - der Weimarer Titan, auf so hohe Sockel gehoben, daß er seltsam fern wirkt, was wahrscheinlich nicht zu einem tieferen Verständnis beiträgt, sondern diesem eher entgegensteht.
Was mir persönlich an Goethe nicht so besonders zusagt, ist dieser erzieherische Impetus, der besonders im Alterswerk ständig spürbar ist. Daß er nach hohen Idealen strebte, inneren Ausgleich und klassische Ausgewogenheit zu erreichen versuchte, ist ja nicht verkehrt. Allerdings ließ ihn dies auch blind für andere Kunstströmungen werden, seine Fehlurteile über manches von Kleist oder E.T.A. Hofmann sprechen da Bände.
Als Lyriker ist er allerdings nahezu einzigartig, viele seiner Gedichte berühren unmittelbar, im Gegensatz zu Schillers oft akademisch angehauchten (Lehr)gedichten. Und auch manches aus seinem epischen und dramatischen Werk weiß ich durchaus zu schätzen, so ist es nicht.
Was mir außerdem imponiert, ist seine Vielseitigkeit, er hat sich ja auch als Naturwissenschaftler versucht und immerhin den Zwischenkieferknochen entdeckt, auch wenn er ansonsten in dieser Hinsicht Erfolg hatte, tragischerweise lag er gerade mit seiner Farbenlehre, auf die er wohl besonders stolz war, doch ziemlich daneben.
Und doch: ein Genie, gewiß. Ein Gigant sogar. Doch mir liegt Shakespeare mehr am Herzen.
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