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Das Wort gibt es wirklich - oder gab es. »Schachtianismus« war eine Bezeichnung für ein ganz wesentliches Element des Reichsbankpräsidenten und Wirtschaftsministers Schacht in der Früh- und Friedenszeit des III. Reiches. In einer Zeit strenger Devisenbewirtschaftung durch nahezu sämtliche Industriestaaten, die den internationalen Handel fast völlig abwürgte, kam Schacht auf eines der Eier des Kolumbus: er schloß schnell nacheinander mit ingesamt 36 Staaten Clearingabkommen, wonach die Erlöse für Warenaustausch unter den Staaten den jeweiligen Verkäufern nicht in Devisen ausgezahlt, sondern auf ein von der Reichsbank garantiertes Clearingkonto gebucht wurden. Der Verkäufer oder Exporteur erhielt somit seinen Erlös in der eigenen Landeswährung zu einem festgesetzten Kurs, auch der Käufer oder Importeur benötigte keine Devisen - lediglich die Salden dieser Clearing-Konten mußten periodisch ausgeglichen werden. Da diese seinerzeit neuartige Form des internationalen Handels jedoch zu einem entsprechenden Aufschwung des Warenaustausches führte, der von Schacht und seinen Behörden auch entsprechend beeinflußt wurde, waren diese Salden jedoch meist nicht sehr erheblich. Die Folge war ein enormer Aufschwung der deutschen Exportwirtschaft, der zum allgemeinen Wirtschaftsaufschwung weitaus mehr beigetragen hat, als die stets gebetsmühlenhaft bemühte Aufrüstung der Wehrmacht. Die konnte Schacht quasi aus der Portokasse bezahlen, so bedeutungslos war dieser Posten für ihn, daß er rundweg bei den Etatverhandlungen erklärte: eine Obergrenze für die Rüstung sei nicht nötig - was die Wehrmacht auch immer brauche, er könne es bezahlen. So war es denn ja auch. Aber das sind alles so Dinge, die man heute nicht gerne wissen will, weil sie nicht ins antifaschistische Weltbild passen.
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