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Selbstmitleid im altgewohnten Ausmaß. Selbstvorwürfe, Anflüge trotzigen Abseitsstehens. Du lebst das schöne bunte Leben, ich kriege es nicht hin, mich aus der Sofa-Ecke zu befreien und den GEZ-Blutsauger fernzuhalten. Du verdienst Geld, ich Anerkennung und ein freundliches Hallo-Guten-Tag-Machen-Sies-Gut.
Ich mache es immer gut, und das ist das größte Problem von allen. Die schiere Farblosigkeit meines pflichttätigen Wesens wirkt wie eine Tarnfarbe.
Wie schwer es fällt, auch nur einen Hauch von Kontur zu schaffen. Ich erzähle dir nur wenig von mir, weil das immer so wehleidig klingt. Und ich verabscheue Leute, die jammern. Ich wollte nie jammern. Jammern ist Selbstbeweihräucherung mit umgekehrtem Vorzeichen. Es ist so biederdeutsch, daß man das kalte Kotzen davon kriegen kann. Diese ganzen strunzdummen Benzinpreis-Bedaurer, die in ihrem Eigenheim inmitten ihrer Brut vergammeln. Vergammeln an ihrer Kohle und ihrer Einsamkeit.
Ich wollte nie jammern, aber nun habe ich ein Bild in dir erzeugt, das völlig künstlich ist. Das mir in keiner Weise entspricht. Wenn ich eine Chance haben will, von dir tatsächlich wahrgenommen zu werden, muß ich mich diesem Bild annähern. Das wird anstrengend. Aber vielleicht macht es ja einen anderen Menschen aus mir.
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