Schickung ist mir aus meiner Kindheit und Jugend aus unangenehmen Monologen sehr konservativer (nicht nur) alter Menschen in Erinnerung.
Schickung ist ein höchst irrationaler Begriff, raunend, tümlich, fromm, oft bigott, immer deterministisch (fatalistisch) - alles andere als emanzipativ. Fast immer wird von 'Schickung' leise und weich gesprochen, aber wenn man den Sprechern in die Augen schaut, entsteht ganz von allein eine Gänsehaut.
Das Gerede von Schickung behauptet, die Augen gen Himmel gewandt, dass das Leben kein Prozess ist, in dem der Mensch selbst etwas zu entscheiden hat. Die Akzeptanz von ''Schickung'' wird zur Unterwerfung unter die Herrschaft 'höherer Mächte' (gerne als 'Schicksal' verkleidet), zur gehorsamen Hinnahme eines statisch gegebenen Zustands.
Der Glaube an 'Schickung' gehört zur Ideologie totalitärer Systeme; von vielen Kathedern und Kanzeln wurde von SCHICKUNG geschwafelt zwischen 1870 und 1970, und in den Wohnstuben deutscher Kleinbürgerlichkeit wurde's tiefsinnig abgenickt.
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