Im Jahr 1848 hat ein Ereignis stattgefunden, das Aufschluss über die Ursache des Phänomens der Soziopathie im heutigen Sinne des Wortes gab:
Bei einer Explosion erlitt der 25-jährige Phineas Gage eine schwere Kopfverletzung durch eine Metallstange. Er war Vorarbeiter einer Eisenbahngesellschaft und galt als sehr zuverlässig. Nachdem er sich wieder erholt hatte, war er ein anderer Mensch. Er wurde unzuverlässig, aggressiv, mitgefühllos und suchte bei jeder Gelegenheit Streit. Der vermutliche Grund für diese Verhaltensänderung war ein Schaden am Vorderhirn, welches für psychische Funktionen wie Einfühlungsvermögen und Impulskontrolle verantwortlich ist. Durch die Verletzung wurden diese stark beeinträchtigt. Kinder, die mit einem funktionsgestörten Vorderhirn geboren werden, sind weitgehend unfähig, die einfachsten Streitregeln zu erlernen. Untersuchungen mit Hilfe der Kernspintomographie haben gezeigt, dass das Vorderhirn bei Menschen mit einer dissozialen Persönlichkeitsstörung eine geringere Aktivität aufweist, als dies bei psychisch gesunden Kontrollpersonen der Fall ist. Darüber hinaus weist der sog. Mandelkern keine Aktivität auf. Man vermutet, dass Soziopathen aufgrund der Arbeitsweise ihres Gehirns nicht in der Lage sind, die Folgen ihres Handelns abzuwägen.
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