Je mehr König Friedrich die von Russland gewünschte Verzögerung der „Demonstrationen“ gegen Schweden als eine hochwillkommene Förderung seiner Nordischen Friedenspolitik betrachten durfte, desto weniger verabsäumte er es natürlich, aus dieser unverhofft günstigen Conjunctur auf alle Weise Kapital zu schlagen. So liess er unablässig in Petersburg insinuiren, dass das Russische Ministerium seinen „Groll“ über die Revolution in Schweden unbesorgt verbergen könne, bis man in „confidentiellem Concert“ die „für die Ruhe im Norden und für die Erhaltung unseres Systems“ nothwendigen „Arrangements“ getroffen habe, da Schweden wegen seiner militärischen und finanziellen Schwäche vorläufig zu jedem „Gewaltschritt“ (démarche de vigueur) oder „offensivem“ Angriff unfähig sei. So liess er seinem Neffen in Schweden, damit ihm dessen kühner Thatendrang nicht etwa wieder, wie am 19. August, einen bösen Streich spielen könnte, auf dem uns schon bekannten indirecten Wege die vertrauliche Warnung zugehen, dass das Geschick Schwedens, obwohl Katharina wegen der ungünstigen Nachrichten aus Fokschani die Botschaft von den Stockholmer Vorgängen anscheinend »ziemlich ruhig“ aufgenommen habe, nach wie vor von der Laune seiner nordischen Nachbarin abhängig sei, und dass man daher aufs Sorgfältigste ihre Empfindlichkeit schonen und namentlich alles auf bieten müsse, um den Verdacht eines Schwedischen Angriffskrieges nicht auf kommen zu lassen; eine Warnung, die er nach dem Bekanntwerden von der Wiederaufnahme der Russisch-Türkischen Friedensunterhandlungen in Bukarest in verstärktem Masse sowohl auf directem wie indirectem Wege wiederholte. So suchte er endlich den Wiener Hof dazu zu bewegen, derselbe möge als Hemmschuh für die kriegerischen Gelüste des Petersburger Cabinets auftreten und auf dessen Entschliessungen durch geeignete freundschaftliche Insinuationen einen wohlthätigen Druck im Sinne einer friedlichen „Négociation“ ausilben.
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