>Info zum Stichwort Gefühl | >diskutieren | >Permalink 
Stöbers Greif schrieb am 20.2. 2000 um 20:44:30 Uhr über

Gefühl

Es ist gut, wenn man Gefühle nicht nur hat, sondern auch etwas über sie weiß.

In unserer Sprache gibt es keilne einheitliche Verwendung der Ausdrücke »Gefühl«, »Affekt« und »Emotion«. Auf die verzweigte Tradition der unterschiedlichen Begriffe wird in der Fachliteratur (z.B. Fink-Eitel/Lohmann, 1993) immer wieder hingewiesen, aber auch darauf, daß sich aus der jeweiligen Begriffsgeschichte kaum klar voneinander abgrenzbare Hauptbedeutungen herauskristallisieren lassen (vgl. etwa Hist. Wb. d. Philosophie, Art. Affekt, Art. Gefühl; Hist. Wb. der Rhetorik, Art. Affektenlehre; Europ. Enzykl. zu Phil. u. Wiss., Art. Emotion/Gefühl; Zs. f. phil. Forschung 1986 (40), 520-542). Der Einfachheit halber verwende ich im folgenen Gefühl, Affekt und Emotion synonym für gegenstandsbezogene Gefühle und unterscheide diese lediglich von Stimmungen, die keinen spezifischen Gegenstand haben.
Innerhalb der analytischen Tradition werden Gefühle (Emotionen) vorallem in zwei bisher wenig aufeinander bezogenen Kontexten diskutiert: in einem eher ontologischen u. in einem moralphilosoph. Zusammenhang.
Als ontologisch wäre die Frage danach einzuordnen, worin das Sein der Gefühle besteht, was ihren »Stoff« ausmacht. Sind sie in erster Linie Bewußtseinsphänomene, und wenn ja, welche Bedeutung haben dann körperliche Empfindungen und von außen sichtbare Verhaltensänderungen? Im Rahmen dieser Betrachtungsebene wird oft kognitivistisch danach gefragt, was an Gefühlen rational ist. In einer solchen Frage artikuliert sich u.a. ein Interesse, Möglichkeiten eines rationalen Umgangs mit Affekten zu bestimmen. Gibt es Kriterien für eine rationale Kritik von Emotionen, sind Affekte veränderbar?
Im moralphilosophischen Kontext erhält der werterschließende Charakter von Affekten ein immer größeres Gewicht. Dieser Aspekt wurde schon bei Kenny (Action, Emotion and Will, 1963) genannt und wird verstärkt in der neueren deutschsprachigen Diskussion, vor allem bei Tugendhat (1995), Wolf (1993) und Wildt (1993) aufgenommen. Bereits 1962 hatte Strawson in »Freedom and Resentment« auf die Bedeutung der moralischen Gefühle aufmerksam gemacht. Er unterscheidet reaktive (emotionale) von »objektiven Handlungen« als mögliche Antworten auf Kränkungen und Verletzungen und zeigt, daß wesentliche Elemente der Begriffe der moralischen Verurteilung und moralischen Verantwortlichkeit mit Gefühlen verbunden sind. Dabei betrachtet er Gefühle als Ausdrucksformen unserer moralischen Haltungen und nicht bloß als Mittel zur Steuerung von Handlungen.
(20.2.2000, 20.44 Uhr)


   User-Bewertung: +1
Wenn Du mit dem Autor des oben stehenden Textes Kontakt aufnehmen willst, benutze das Forum des Blasters! (Funktion »diskutieren« am oberen Rand)

Dein Name:
Deine Assoziationen zu »Gefühl«:
Hier nichts eingeben, sonst wird der Text nicht gespeichert:
Hier das stehen lassen, sonst wird der Text nicht gespeichert:
 Konfiguration | Web-Blaster | Statistik | »Gefühl« | Hilfe | Startseite 
0.0794 (0.0747, 0.0033) sek. –– 822163471