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Baumhaus, am 28.9. 2009 um 12:51:45 Uhr
Kindheitserinnerung

An einem sonnigen Schultag 1989 vertrödelte ich, nachdem die Schule aus war, meine Zeit im Park, anstatt, wie es sich für einen braven Erstklässler und Jungpionier gehörte, stracks nach Hause zu marschieren. Handy gab es ja damals nicht. Meine entsetzten Eltern hatten schon in der Schule angerufen und standen offenbar kurz davor, eine Großfahndung zu veranlassen, als ich nichtsahnend zum Abendbrot eintraf. Die hochnothpeinliche Befragung, die mir höchst unangenehm war, führte zu der Notlüge meinerseits, ich sei von anderen Kindern geärgert und deshalb am pünktlichen Nachhausekommen gehindert worden. Die einwandfreie Verzahnung Elternhaus-Schule-Lehrer machte es wohl möglich, daß gleich am nächsten Tag Frl. M., meine Lehrerin, die Klasse befragte, wer mich denn am Vortag im Park geärgert habe. In der letzten Reihe meldete sich tatsächlich einer, der behauptete, er habe gesehen, wie zwei Jungs aus der Parallelklasse sich am Vorabend mit jemandem im Park geprügelt hätten. Woraufhin Frl. M. ohne zu zögern mit mir in die Parallelklasse ging und mir bedeutete, auf jene zu zeigen, die mich denn geärgert hätten.
Was für eine ulkige Situation das war, war mir bereits damals schon klar. Mein Lügenkonstrukt wurde hier groteskerweise öffentlich zur Realität erklärt und nun hatte ich auch noch die freie Wahl, den erdachten Peinigern ein Gesicht zu geben! Das fühlte sich gar nicht so schlecht an. Ich sah mir die Gesichter genau an und deutete dann schließlich auf zwei, die mir am unsympathischsten waren. Vermutlich haben die einen schlimmen Eintrag oder ein Elterngespräch oder dergleichen bekommen. Ich hingegen fühlte mich - als Ausgleich für die unangenehme Befragung am Vortag - gerecht behandelt.


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