KOSOVO/ETHNISCHE MINDERHEITEN
GEFANGENE IM EIGENEN HEIM
Übergriffe gegen ethnische Minderheiten weiterhin an der Tagesordnung / internationale
Verwaltung muss Straflosigkeit effektiver angehen / Opfer warten auf Entschädigung / Zugang
zu medizinischer Versorgung, Schulen oder Arbeit unmöglich oder erschwert / amnesty
international fordert Abschiebestop für Minderheiten aus dem Kosovo
Berlin, 28. April 2003 - Fast vier Jahre nach dem Ende des Krieges im Kosovo werden
Angehörige ethnischer Minderheiten noch immer Opfer von Übergriffen. Dabei kommt es auch zu
Todesfällen. Ein am 29. April veröffentlichter Bericht von amnesty international zeigt, dass viele
Täter weiterhin straffrei ausgehen und Opfer vergeblich auf Entschädigung warten. Die
Straflosigkeit führt dazu, dass viele Serben, Bosniaken, Roma und andere Angehörige ethnischer
Minderheiten sich nicht frei bewegen können. Sie sind auf teilweise ständigen persönlichen
Schutz durch die KFOR-Truppen angewiesen. Sie haben kaum oder keinen Zugang zu
medizinischer Versorgung und Schulbildung. Sie finden keine Arbeit; nach Schätzungen sind 90
Prozent der Serben und Roma im Kosovo arbeitslos.
ai fordert die internationale Übergangsregierung und -verwaltung (UNMIK) und die Provisorische
Gemeinsame Verwaltungsstruktur auf, die Straflosigkeit für Menschenrechtsverletzungen
ernsthaft zu bekämpfen und Maßnahmen zu ergreifen, die den Minderheiten effektiven Schutz
geben und ihre sozialen Grundrechte garantieren.
"Solange die Menschen im Kosovo nicht in Sicherheit leben können, ist Flüchtlingen und
Vertriebenen die Rückkehr in ihre Heimat nicht möglich, und sie dürfen auch nicht zwangsweise
dahin gebracht werden", sagte Jan Digel, Kosovo-Experte von amnesty international.
In Deutschland sind Roma und Serben aus dem Kosovo vorerst von der Abschiebung
ausgenommen. ai bedauert jedoch, dass die Innenminister der Länder entschieden haben, mit
der Rückführung bestimmter Minderheiten zu beginnen. Davon sind insbesondere slawische
Muslime (Bosniaken, Bosnier, Gorani, Torbeschi), Ashkali und Ägypter betroffen. Aufgrund der
prekären Sicherheitslage fordert amnesty international daher einen Abschiebestop für
Angehörige dieser ethnischen Minderheiten aus dem Kosovo.
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