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® schrieb am 7.9. 2010 um 06:45:10 Uhr über

AKW

Durchbruch
AKW laufen bis zu 14 Jahre länger
Der Bundeswirtschaftsminister rechnet durch die Laufzeitenverlängerung mit Einnahmen von rund 30 Milliarden Euro. Die SPD will alles rückgängig machen, wenn sie an die Macht kommt. Demonstranten protestierten vor dem Kanzleramt gegen Merkels Politik.


Bundeskanzleramt - hier soll sich die Koalition auf längere Atomlaufzeiten geeinigt haben.
Foto: ddp Bundeskanzleramt - hier soll sich die Koalition auf längere Atomlaufzeiten geeinigt haben.
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Berlin
Die Bundesregierung verlängert die Laufzeiten der Atomkraftwerke um bis zu 14 Jahre. Darauf habe sich Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministern für Umwelt, Wirtschaft und Finanzen sowie den Partei-und Fraktionschefs verständigt, sagte Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) am späten Sonntagabend. Die 17 Meiler sollten im Schnitt zwölf Jahre länger am Netz bleiben dürfen als geplant. Jüngere Kernkraftwerkevom Baujahr 1980 andürften 14 Jahre länger laufen, ältere Meiler acht Jahre.


Im Gegenzug sollen die Energiekonzerne Eon, RWE, EnBW und Vattenfall von 2011 an einen Sonderbeitrag für die Förderung erneuerbarer Energien entrichten. Röttgen sagte, die Betreiber sollten neun Euro pro Megawattstunde Atomstrom zahlen. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) sprach von einem zusätzlichen Beitrag von insgesamt 15 Milliarden Euro neben der bereits beschlossenen Brennelementesteuer.

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Nach Informationen aus Koalitionskreisen soll die Brennelementesteuer von 2,3 Milliarden Euro pro Jahr auf sechs Jahre befristet werden. Danach soll ein Vertrag mit der Atomwirtschaft deren Beitrag sicherstellen. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle rechnet durch die Laufzeitenverlängerung mit Einnahmen von rund 30 Milliarden Euro. Die Summe ergibt sich nach Angaben des FDP-Politikers aus der geplanten Abgabe zur Förderung Erneuerbarer Energien und der Brennelementesteuer. „Das sind schon kräftige Beträge, die für den Staat (...) gehoben werden“, sagte Brüderle am Montag im Deutschlandfunk. Unter dem Strich sei beim Atomgipfel am Sonntag im Kanzleramt ein gutes Ergebnis erzielt worden, sagte Brüderle. „Bislang hat noch kein Land so gewaltige Beträge (...) in regenerative Energien hineingesteckt, wie wir es mit diesem Konzept tun.“




Laut dem bisherigen, von der früheren rot-grünen Bundesregierung ausgehandelten Atomkonsens müsste der letzte Meiler etwa 2023 vom Netz gehen. Die SPD werde bei einem Regierungswechsel nach der nächsten Bundestagswahl jede Laufzeitverlängerung per Gesetz wieder rückgängig machen, sagte der hessische SPD-Vorsitzende Thorsten Schäfer-Gümbel der Frankfurter Rundschau. „Wir halten klar am Atomausstieg fest, wie er im Jahr 2000 in einem Vertrag von den Stromkonzernen mit der Bundesregierung verabredet wurde.“

Deutsche AKW und Atommülllager Bildergalerie ( 20 Bilder )DurchklickenWird als Endlager geprüft: Gorleben - Der niedersächsische Salzstock wird derzeit für den Zweck der Endlagerung von wärmeentwickelnden radioaktiven Abfällen, also abgebrannte Brennelemente aus Kernkraftwerken und Rückständen aus der Wiederaufarbeitung, untersucht. Frühestens 2035 soll der Betrieb aufgenommen werden.
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Stillgelegt: Morsleben, in Sachsen-Anhalt liegend, war von 1981 bis 1998 als »Endlager« für schwach- und mittelradioaktive Abfälle in Betrieb. Im Zuge der derzeitigen Stilllegung werden rund vier Millionen Kubikmeter Salzbeton über Rohrleitungen in das Lager gepumpt.
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Endlager von 2014 an: Schacht Konrad - Das ehemalige Erzlager soll 2014 den Betrieb als Endlager für Atommüll aufnehmen. Geplant ist, 90 Prozent des gesamten Volumens der radioaktiven Abfälle in Deutschland zu lagern.
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Endlagerfrage: Wohin mit dem ganzen Atommüll? - Wenn sich die Bundesregierung auf ein oder mehrere Atom-Endlager einigen kann, besteht immer noch das Transportproblem für den strahlenden Müll. Anders als derzeit üblich per Castortransport ist diese logistische Leistung wohl nicht denkbar.
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Stilllegung von Isar I für 2011 geplant: Zehn Kilometer von Landshut und siebzig von München entfernt liegt das Kraftwerk Isar I und II. Während Isar II störungsfrei blieb, ist Isar I ein Sorgenkind: 1981 wurde der Meiler ein Jahr wegen Austauschs mangelhafter Rohrleitungen stillgelegt; 1988 beschädigten Knallgasexplosionen wichtige Ventile; 1991 erfolgt die Schnellabschaltung nach dem Ausfall von vier Umwälzpumpen.
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Erhöhtes Krebsrisiko: Die Atomkraftwerke Gundremmingen B und C sollen 2016 bzw. 2017 vom Netz genommen werden. Ernsthafte Störfälle sind bislang nicht bekannt geworden. In einem Umkreis von 15 Kilometern um das Kraftwerk lässt sich allerdings ein erhöhtes Aufkommen von Krebserkrankungen bei Kindern feststellen.
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Stuttgarter Stromlieferant: Im Jahr 1988 erbaut, soll Neckarwestheim II bis 2021 Strom produzieren. 2004 kam es zu einem Störfall, als eine geringe Menge Radioaktivität in den Neckar gelangte. Heilbronn liegt zehn, Stuttgart 25 Kilometer vom AKW entfernt.
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Auslaufmodell: Neckarwestheim I - Rechnerisch sollte der Meiler 2009 vom Netz gehen. Mit dem Mittel der Reststromübertragung läuft Neckarwestheim I noch bis zum Herbst 2010. Dann muss die Bundesregierung eine Entscheidung über die Stilllegung fällen.
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Das AKW Philippsburg liefert voraussichtlich bis 2012 (Philippsburg I) bzw. 2014 (Philippsburg II) Strom. Seit 1979/1981 sind die Reaktoren I und II in Betrieb. 1981 kam es in Philippsburg I zu einem mehr als einjährigen Stillstand wegen des Austauschs mangelhafter Rohrleitungen. 2002 und 2004 wurde radioaktiv verseuchtes Wasser freigesetzt.
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Eines von fünf bayrischen Atomkraftwerken: Grafenrheinfeld ist bislang störungsfrei geblieben. Die rechnerische Laufzeit endet im Jahr 2014.
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Laufzeit bis 2013: Biblis B - Auch der zweite hessische Meiler, seit 1976 in Betrieb, sollte 2010 vom Netz gehen. Die Reststromübertragung macht eine Laufzeit bis 2013 wahrscheinlich. 1995 trat radioaktiver Wasserdampf durch einen Riss aus; 1997 fielen zwei der vier Nebenkühlwasserpumpen aus.
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Streitfall Biblis A: Der hessische Meiler, der seit 1974 in Betrieb ist, sollte 2010 stillgelegt werden. Doch die Landesregierung und der Betreiber RWE planen eine Verlängerung der Laufzeit, indem zunächst Betriebsstunden von anderen AKW auf das Kraftwerk übertragen werden sollen.
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Laufzeit bis 2019: AKW Grohnde - Nur ein Jahr nach seiner Inbetriebnahme stellte sich 1985 bei einer Revision heraus, dass das Notkühlsystem des AKWs Grohnde nicht einsatzfähig war, weil eine der vier Pumpen Gas statt Wasser enthielt.
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Noch zehn Jahre am Netz: AKW Emsland - Ende der achtziger Jahre erbaut, hat das AKW Emsland noch eine Laufzeit bis 2020. Bislang sind keine ernsthaften Störfälle bekannt geworden.
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Kandidat für die Stilllegung: Das niedersächsische Atomkraftwerk Unterweser, Baujahr 1978, wird wohl Jahr 2012 vom Netz gehen. Ein schwerer Störfall ereignete sich 1998, als der Reaktor nach einer Reparatur mit gesperrten Sicherheitsventilen an einer Hauptdampfleitung in Betrieb ging.
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Diskussion über Leukämieerkrankungen: Das AKW Krümmel, fünfzig Kilometer von Hamburg entfernt, hat eine lange Historie schwerer Störungen. 1987 werden nach Knallgasexplosionen Beschädigungen an wichtigen Sicherheitsventilen festgestellt. 1989 beginnt die Diskussion um Häufung von Leukämieerkrankungen in der Umgebung des Kraftwerks. 1993 wird Krümmel für mehr als ein Jahr abgeschaltet, nachdem Risse in sicherheitsrelevanten Anlageteilen entdeckt wurden. 2007 brennt eine Trafostation. Die Laufzeit endet 2017.
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Musterschüler: Trotz Massendemonstrationen in den siebziger und achtziger Jahren kann das AKW Brokdorf heute als Vorbild für deutsche Atommeilern gelten. Schwerere Störfälle wurden nicht bekannt. Seit 1986 in Betrieb, darf der Meiler noch bis 2019 am Netz bleiben.
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Steht am häufigsten still: Brunsbüttel - Das Kraftwerk hat wegen Störfällen die längsten Stillstandzeiten von allen Kraftwerken in Deutschland. 1978 entwich radioaktiver Dampf in die Atmosphäre. 2001 zerstörte eine Knallgas-Explosion ein Rohr in der Nähe des Reaktordruckbehälters. Ein Sicherheitsventil verhindert einen schweren Zwischenfall.
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Atomkraft trägt rund ein Viertel zum Energiebedarf in Deutschland bei. Doch der radioaktive Abfall muss irgendwo untergebracht werden. FR-online zeigt die Meiler und Endlager in Deutschland, welche Störfälle es gab und wo endgelagert werden soll. Hier ein Castorbehälter, mit einer Wärmekamera fotografiert.
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Deutsche AKW und Atommülllager[ Schließen ] « ZURÜCK 1 | 20WEITER » Wie Endlagerung scheitern kann: Asse II - Die Schachtanlage bei Wolfenbüttel ist als Atommüll-Endlager völlig ungeeignet: Grundwasser läuft ein, radioaktive Behälter schlagen leck, eine Evakuierung ist erforderlich. Die Behörden versuchen derzeit, eine Kontamination des Lebensraumes um Asse II zu verhindern.
Wird als Endlager geprüft: Gorleben - Der niedersächsische Salzstock wird derzeit für den Zweck der Endlagerung von wärmeentwickelnden radioaktiven Abfällen, also abgebrannte Brennelemente aus Kernkraftwerken und Rückständen aus der Wiederaufarbeitung, untersucht. Frühestens 2035 soll der Betrieb aufgenommen werden.
Foto: dpaAtomkraft trägt rund ein Viertel zum Energiebedarf in Deutschland bei. Doch der radioaktive Abfall muss irgendwo untergebracht werden. FR-online zeigt die Meiler und Endlager in Deutschland, welche Störfälle es gab und wo endgelagert werden soll. Hier ein Castorbehälter, mit einer Wärmekamera fotografiert.
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Schäfer-Gümbel, der eine neue Energie-Kommission der SPD leitet, attackierte die AKW-Betreiber heftig. Sie hätten sich als „vertragsuntreue Truppegezeigt, wollten Zusatzgewinne einstecken und die Sicherheitsrisiken auf die Allgemeinheit abwälzen.


SPD-Chef Sigmar Gabriel erklärte bei einer Demonstration vor dem Kanzleramt: „Wer Geld gegen Sicherheit tauscht, begeht einen Ablasshandel, der schon vor 500 Jahren unmoralisch war.“ Eine SPD-Regierung werde nicht mit Konzernen verhandeln, sondern Laufzeiten festlegen. Die Opposition werde, so Grünen-Chefin Claudia Roth, vor Gericht, im Parlament und auf der Straße Widerstand leisten. (mit dpa und rtr)



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