Abhärtung

Als alter Mann, der in den 1940er Jahren aufwuchs, gehöre ich zur „Lederhosengeneration“. Wer ein „richtiger“ Junge sein wollte, trug sie von März bis Oktober. Ich durfte erst nach Ostern bis zu den Herbstferien kurze Hosen tragen, weil ich oft Grippe oder Schnupfen hatte. Oder vielleicht deshalb? Erst mit 15 habe ich mich emanzipiert.
Ich schrieb von meinem Freund Wolf, mit dem ich einmal bei Neuschnee im März gerodelt habe – er in Lederhosen.
Später erzählte er mir: „Meine Eltern wollten harte Kerls aus uns Brüdern machen. Wir mussten kalt duschen, nackt schlafen, auch im Winter bei offenem Fenster im ungeheizten Zimmer. Nach den Osterferien blieb die Unterwäsche im Schrank und einen Pulli gab`s nur für den Schulweg. Wir wurden auch gegen Schmerz mit dem Rohrstock abgehärtet. Dazu mussten wir uns einmal wöchentlich freiwillig melden. Die Eltern waren nicht böse – meistens lachten sie, wenn wir Blödsinn machten.“ Ich habe Wolf beneidet. Heuze gilt Abhärtung als Kindesmisshandlung. Leider.