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Vor schon längerer Zeit war ich Bürohilfskraft im
Jugendamt meiner Heimatstadt und mußte manchmal
ziemlich grausliche Sachen in Aktenordner einordnen.
Zu entscheiden hatte ich da nichts, aber ich
dachte mir:
Wenn ich was zu sagen hätte, hätte ich dem und
dem Kind vielleicht geholfen - oder anders
geholfen.
Es ist nicht schön, sich an solche Dinge zu
erinnern, aber gut, es hier ausdrücken zu können.
Ich fand es mal furchtbar, über ein Mädchen zu
lesen,das an einem Stuhl angebunden und dem dann
gedroht wurde:
Wir (sagte einer von mehreren Jungen zu ihr)
werden dich jetzt f...., und wenn du dich wehrst,
schneiden wir dir die Brustwarzen ab!
Klar, was die Jungen mit dem armen Mädchen anstellen wollten?
Groß genug, um schwanger zu werden, war sie,
aber glücklicherweise grad nicht in ihrer
Periode.
Und dann mußte ich in einen Akt folgendes
einordnen: Ein Mädchen, das keine Eltern mehr
hatte -auch sonst keine Verwandten -,war zwei
Monate bei einer netten Familie gewesen. Mit
der lieben Tochter hatte sie sich rasch angefreundet, und mit dem Sohn, mit dem sie
ja nicht blutsverwandt war, hätte sie sich noch
mehr vorstellen können.
Blutsverwandte dürfen »das« ja nicht. Aber mit
dem Jungen wäre es »erlaubt« gewesen.
Und dann entschieden die Leute im Jugendamt,
das Mädchen hätte zu der Familie eine "zu enge
Beziehung" bekommen. WAS?
Da hatte das Mädel mal liebe Leute kennenlernen
und bei ihnen sein können, und grad denen wär
sie weggenommen worden???
Wie schade, daß ich dazu nix sagen konnte.
Letztlich war ich froh, dann in eine Bücherei
zu kommen, aber diese Mädchen, die als »Fälle«
behandelt wurden, hab ich nicht vergessen.
Und wie man über Menschen so »drüberfahren«
und ihre Gefühle so verletzen kann!!
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