todesanzeige

Niemand kann bisher sagen, wozu der Verstorbene letztlich gestorben ist. Es wurde bisher lediglich festgestellt, daß der so bisher nutzlos Verstorbene bereits zu Lebzeiten nicht nähere Angaben darüber machen konnte, zu welchem Zweck er gezeugt wurde. Auch der Zweck seines immerhin längeren Lebens konnte bisher nicht zweifelsfrei eruiert noch näher beschrieben werden. Man vermutet aber, daß man eventuell dafür auch noch nicht die richtigen Worte finden konnte, besonders auch deswegen, weil sich kein Philosoph bisher bereiterklärte, ein Gutachten über die genaue Bedeutung des begriffes »Nutzen« zu erstellen, da einige rechtliche Fragen insbesondere hinsichtlich der Sinnfrage der Existenz von den Vertretern der Glaubengemeinschaften als Beisitzende der Sonderkommission für Sinn- und Verwendungsfragen in ihren Schreibtischschubladen zurückgehalten werden. Findige Fachleute erwägen daher, den Begriff des Nutzens eher von der anderen Seite, also von der der Sinnlosigkeit aufzurollen, und man rechnet sich dabei eine Zeiersparnis von mehreren Millionen Jahren aus. Erste Entwürfe liegen bereits im Ministerium für Sinn und Verwendung der menschlichen Rasse auf und können nächtlich zwischen Drei Uhr und Kurz nach Drei eingesehen werden. Über die Beleuchtungskosten der Dokumente wird noch mit dem Energieministerium verhandelt, das sich aber sonst für Sinnfragen wenig zuständig fühlt und daher erwägt, die Angelegenheit direkt dem Kanzleramt zuzuspielen. Die Frage nach dem Sinn dieses Kompetenzgerangels wird dort aber derzeit noch als »relativ sinnlos« bezeichnet, so der Regierungssprecher in seiner letzten, ziemlich allgemein gehaltenen Erklärung zur Lage der Nation.