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»Während Wissenschaft und Philosophie das Bewusstsein und die organisatorischen Fakten der Religion besiegt haben, können keine von beiden von sich behaupten, für echte Freiheit gesorgt zu haben, da sie die Personen nur der Macht der Objektivität ausgeliefert haben, nur objektive Fakten sind rational und wirklich. (...)
Die Vorherrschaft des 'Menschen' oder der Menschheit in der Moderne war das Ergebnis eines Konflikts zwischen Religion, insbesondere dem Christentum, und Philosophie und Wissenschaft.
(...) Aus Stirners Sicht wird die Vorherrschaft der Menschheit durch ein soziales System aufrechterhalten, das eine Struktur politischer und wirtschaftlicher Macht, eine kulturelle Verstärkung der Konzepte und Prinzipien des Humanismus und ein ethisches System umfasst, das angemessenes Denken und Verhalten auf individueller Ebene leitet und durchsetzt.«
(»Max Stirner's Dialectical Egoism«,, page 69, John F. Welsh, 2010)
Stirner erkennt, dass das Individuum im modernen Denken zwar der Herrschaft der Götter, also Personifizierungen externer Gewalten, entzogen wurde, dafür aber der Herrschaft von objektiven Fakten untergeordnet wurden.
Die Prinzipien des Humanismus, der Wissenschaft, des ethischen Systems, welches mit Selbstverständlichkeit auftritt, alle diese Prinzipen fordern vom Individuum eine Unterordnung.
Ein konsequenter stirnischerer Rebell müsste ergo auch gegen die Prinzipien der Vernunft zur Felde ziehen.
Interessante Frage:
Welche Haltung nimmt Stirner gegenüber der Trägheit der externen Realität ein?
Egal, was wir tun, egal, wie sehr wir etwas wollen; am Ende aller menschlichen Bemühungen werden unsere Träume niemals wahr. Die Realität leistet nunmal wiederstand.
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