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Kritik. Was ist das? Wozu gibt es das? Warum machen wir das? Warum, wozu üben wir Kritik an uns, an anderen, an Nachbarn, an Chefs, an Staatsoberhäuptern, an Schriftstellern, an allem und jedem, sogar am Wetter? Was steckt dahinter? Kritik bedeutet: etwas gefällt mir nicht, widerstrebt mir. Ich will es nicht so, wie es ist, sondern anders. Dann übe ich Kritik. Dann drücke ich meinen Unmut über das aus, was mir mißfällt. Dann schimpfe ich darauf, behaupte, es sei nicht ok, nicht in Ordnung. Und ich führe vielleicht Argumente an, die untermauern (sollen), dass meine Forderung danach, das das Kritisierte anders sein muss, als es ist berechtigt ist. Es geht also um Wünsche. Um persönliche Bedürfnisse.
Es ist gut, wenn wir unsere Wünsche artikulieren. Aber es ist - manchmal - schlecht, wenn wir unseren eigenen Wünschen unkritisch gegenüber stehen.
Wünsche können der Anlass dafür sein, dass wir etwas kritisieren. Aber sie können ihrerseits wiederum Anlass zur Kritik sein.
Ich persönlich glaube nicht, dass alle Wünsche gut sind. Es gibt, glaube ich, falsche und schlechte Wünsche. Man muss seine Wünsche auf ihre Legitimität hin überprüfen, kann nicht einfach ungeprüft davon ausgehen, dass sie schon »ok« sind.
Als Prüfstand ziehe ich persönlich die Goldene Regel von. Den einfachen ethischen Grundsatz also, dass wir unsere Mitmenschen so behandeln sollen, wie wir von ihnen behandelt werden wollen, bzw. dass wir sie nicht so behandeln sollen, wie wir von ihnen nicht behandelt werden wollen.
Die Frage zur Entscheidung darüber, ob ein Wunsch, der in mir lebendig geworden ist, legitim und gut ist oder nicht, lautet also: wäre ich damit einverstanden, wenn der andere mich genau so behandeln würde, wie ich ihn »aus dem Bauch heraus« zu behandeln wünsche?
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