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  Der erste Hauptteil stellt Gestalttherapie/Integrative Therapie philosophisch-hermeneutisch
                           und entstehungsgeschichtlich als Abkömmling der Psychoanalyse und Gestalttheorie in
                           ständiger immanenter Kritik als Ausübung einer Übertragungs- und Deutungsmacht dar. Er
                           verhandelt Gestalttherapie auf dem Hintergrund von Freud  und Ferenczi, Reich, der
                           Gestaltpsychologie von Wertheimer, Koffka, Köhler, dem Holismus von Smuts und
                           Friedlaender, dem Psychodrama von Moreno. Die Weiterentwicklung von Perls unter dem
                           Einfluß Paul Goodmans und seine Aufnahme in der BRD durch Petzold wird dargestellt und
                           reflektiert. Schließlich wird die Gestaltausbildung in den Therapiegruppen in der BRD als
 Mittelschichtsunterfangen ohne den sozial[istisch]en Anspruch der ersten Jahre von Perls als progressive Entsolidarisierung der
 Psychoszene beschrieben. Angesichts der psychosozialen Verelendung werden Karrierefixierte der Zunft zu Therapeuten der
 Reichen. 
 Der zweite Teil Theologie befaßt sich mit dem Satz, Gott sei in Jesus Fleisch geworden und Jesus sei die Manifestation Gottes.
 kritisiert theologisch die asexuelle Weltfeindschaft zentraler christlicher Grundlagen. Weltgericht, Seelenreise, Auferstehung und
 Jenseits entstammen Zarathustras Eschatologie. Der arisch-avestische Iran ist gemeinsame Vorstufe von Buddhismus und
 Hellenismus - dies ergeben philologische Arbeiten an Avesta, Vorsokratikern, Platon bis in biblische Motivgeschichte hinein.
 Die Trennung Platons von Geist und Fleisch, Logos und Materie, wird bis in die iranische Religion Zarathustras zurückverfolgt,
 der auch der Dualismus von göttlichem Licht und weltlicher Finsternis entstammt, der für die Gnosis formbestimmend geworden
 ist. Das Christentum hat kaum Eigenständiges geschaffen; alles ist von umliegenden Religionsgemeinschaften
 zusammengeschustert. Die Heilungen und Feste des historischen Jesus mit den Verlorenen seiner Zeit waren Sozio- und
 Psychotherapie der Armen und die Jesusbewegung eine Selbsthilfegruppe. Die Konsequenz ist der Glaube an eine fleischliche
 Manifestation von Liebe. Nur wenn man es spüren kann im Fleisch, hat es Sinn, von Gottes Gegenwart zu sprechen. Alles
 andere ist Phantasie, schicker Mythos, unbeweisbar, unwiderlegbar, unnütz. 
 
 Der dritte Hauptteil schließlich untersucht die Situation der Selbsthilfebewegung nach 1976 in der BRD und kommt zur
 Diagnose fortschreitender Verunselbständigung der Gruppen zu reinen Betreuungsgruppen, die auf fremde Hilfe immer mehr
 angewiesen sein werden. Parallel dazu verläuft die zunehmende Professionalisierung und Institutionalisierung ihrer
 Beratungsstellen. Darum ist die Überlegung künftig immer zentraler, wann und wie sich ein Therapeut in solchen Gruppen
 einklinkt und auch wieder ausklinkt, was er übernimmt, was die Gruppe eigenständig kann und was sie von ihm so lernen kann,
 daß sie ihn schließlich nicht mehr braucht. Therapie in Selbsthilfegruppen ist Empowerment und stärkt die Autonomie aller
 Glieder. Wie und wann kann ein Profi-Therapeut in Selbsthilfegruppen mitarbeiten/intervenieren, ohne zu entmündigen? 
 
  
 
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