»Nosferatu«-Regisseur Murnau opfert alles für die Kunst. Bis auf den letzten Blutstropfen. Das Grauen kam in Gestalt eines Plastilin-Tierchens: Nosferatu-Darsteller Willem Dafoe (»Platoon«) musste am Set einer Gummifledermaus den Kopf abbeißen und Blut spucken. "Das Widerlichste, was ich je gemacht habe! Mir war sauübel." Lohn der Angst: eine Oscar-Nominierung. Was tut man nicht alles für die Kunst? Für Friedrich Wilhelm Murnau ist das keine Frage. 1922 drehte der obsessive Regisseur den ersten Dracula-Film überhaupt: "Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens". Soweit die historische Vorlage. In E. Elias Merhiges Bio-Fiction ist Murnau (John Malkovich) zur Verwirklichung seiner Visionen jedes Mittel recht. Sogar ein dubioser Deal mit dem Charaktermimen Max Schreck (Dafoe). Dieser verbeißt sich so leidenschaftlich in den Stoff, dass er nur nachts dreht und stets in voller Kostümierung erscheint. Warum die Crew bald unter Blutarmut leidet, ist indes vorhersehbar. So ist "Shadow of the Vampire" weniger ein Gruselspaß als eine schwarzhumorige Parabel auf den Prozess des Filmemachens – Murnau als wahrer Blutsauger, der jegliche Lebensenergie in sein Kameraobjektiv hineinzieht: "Was außerhalb der Linse ist, existiert nicht." Dem Œuvre des Meisterexpressionisten trägt Merhige mit geschickten Wechseln von Farb- auf schwarzweißen Stummfilm und Ausschnitten aus dem Original Rechnung. In dem größtenteils stimmigen Ensemble nervt allein John Malkovichs affektiertes Spiel. Dafür wirkt Dafoe so überzeugend, als hafte ihm Friedhofsmuff an – trotz Fledermausekel. Vielleicht hätte ihm ein Erfahrungsaustausch mit Produzent Nicolas Cage zu besseren Nerven verholfen. Cage aß in »Kiss of Death« angeblich eine echte Kakerlake. Natürlich für die Kunst.