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Vorstellung: Eine Bibliothek, nur aus Kondolenzbüchern bestehend, im Seitenflügel einer wuchtigen Burg, die Regale einfachst gehalten doch aus bestem Holze. Jeden Tag bringen Boten neue Bücher von Nah und Fern, die sie aus Nachlässen untergegangener Sippen (was ist das nur mit diesem Wort?) billig erstanden haben und auf dem Burghof stapeln sich die Bände und werden bei Regen rasch, doch nicht achtlos unter ein Dach gezerrt wo sie verharren, bis sie, katalogisiert und mit Marke auf dem Rücken versehen, auf den ihnen bestimmten Platz in der Bibliothek wandern.
Der Burgherr nun, der erschafft mit Hilfe des Inhalts dieser Kondolenzbücher einen GOLEM nach dem anderen und er schickt sie ALLE hinaus in die Welt, unter der Zunge des keineswegs nur aus Ton bestehenden Wesens (manchmal ist es Pappmache aus zerfallenen alten Bänden der Bibliothek) liegt immer ein kleiner Fetzen Papier, ausgerissen aus der letzten Seite eines solchen Kondolenzbuches (ja doch, wie ein Trip, genau so, schließlich geht dieses erschaffene Wesen ja auf einen ebensolchen) und verschwende keiner einen Gedanken daran, daß jeder Golem aus einem Buch erschaffen sei, nein, der BURGHERR hat die Bücher ALLE gelesen und nur manchmal, wenn das Wetter schwül und drückend ist und das Nachdenken einfach zu viel Mühe bereitet, dann schafft er eine REINE Gestalt, nur aus einem Buch, doch meist mischt er in fürchterlicher Kreativität verschiedene Nachrufe aus verschiedenen Bänden zu geradezu unbeschreiblichen, tja, Monstern? Oft, wenn ich so darüber nachdenke, scheint mir, daß das Burgtor sich zur Stadt hin öffnet und wenn ich in dieser so meines Weges ziehe vermeine ich den kleinen Fetzen Papier im Munde jedes mir entgegenkommenden Menschen wahrzunehmen...
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