Was soll man dazu sagen, fragt Horst Holzer grimmig. Mit Schaudern denkt er daran, wie seine fette Nachbarin auf unerhörte Weise und geradezu öffentlich – nämlich in ihrem Vorgarten – schamlos übermütig, indem sie auf einem azurblauen Trampolin sprang, die Schwerkraft überwunden hatte. Zwar jeweils nur für einige Sekunden, aber eben in ihrem Vorgarten, wahrscheinlich, weil der Garten hinter dem Haus zu steil abfiel, um selbst das Trampolin dort aufzustellen, das nicht größer war als ein Kinderplanschbecken. Wie ihre langen, braunen Haare und ihre üppigen Brüste bei der Hüpferei herumgeflogen waren!
Was soll man dazu sagen, fordert er empört seine Frau. Die aber zuckt nur mit den Schultern. „Na ja...“, sagt sie.
„Was heißt na ja! Willst du das etwa gutheißen?“
„Na ja, es ist aber auch nicht leicht, seinen eigenen Weg zu finden“, sagt Brigitte Holzer leise.
„Eigenen Weg – was für ein Blödsinn! Wo würde denn das hinführen, wenn jeder seinen eigenen Weg gehen wollte! Stell dir doch mal vor, wie viele Wege es dann geben müsste. Sowas kann auch nur einer Frau einfallen. Erst reden sie von eigenem Weg, und dann rotten sie sich zusammen. Einmal hat sogar eine im Fernsehen gezeigt, wie sie sich selbst befriedigt. Sowas sollte mal einem Mann einfallen“.
Brigitte Holzer sagt nichts mehr. Sie rührt sanft die Instantsuppe im Kochtopf.
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