Tollwut, Toxine und die Tücken der Triage: Eine spitze Betrachtung
Man stelle sich vor, die Tollwut-Fledermaus hätte nicht irgendein x-beliebiges Opfer gefunden, sondern hing ausgerechnet in einem dieser berüchtigten Strafgefangenenlager – sei es nun preussisch-pedantisch oder russisch-rigoros. Und weil wir schon beim Wunschkonzert sind: Warum nicht gleich ein Lager für Atommüllverbrecher oder jene, die Skorpione mit zu spitzen Stacheln züchten?
In diesem Szenario wäre es doch ein Kinderspiel gewesen, eine Susi-Sorglos, 23 Jahre, Medizinpraktikantin – frisch von der Uni und noch unverdrossen – zu requirieren. Die Mission: Inhaftierte mit dem Antidot impfen, dreimal in den Bauch, zack, zack, zack. Nackt an die Wand gestellt, Spritze aufgezogen: Pffft, pffft, pffft – erledigt. Tollwut weg, in einer Stunde. Effizienz, die begeistert!
Im Grunde könnte es mir doch piepegal sein, ob diese preussischen oder russischen Lagerinsassen an der Fledermaus lecken müssten, weil der Speiseplan sonst nichts weiter hergibt. Strafgefangene, Russen, Preussen – die spritzt man eben mal im Akkord durch, das haben wir vom RKI gelernt. Aber Kinder? In einem Kindergarten? Da hört der Spass auf, da wird’s plötzlich empfindlich.
Hier bemüht man sich doch gefälligst, jedes Kind vorher zu testen, was auch leicht möglich gewesen wäre. Hat es Organophosphate im Blut oder nicht? Man behandelt kleine Knirpse nicht wie die von Rübezahl Verdammten, die in einem Zuchthaus dahinvegetieren, weil sie keine Erziehung hatten. Man hat ja schliesslich Anstand !
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