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Mutter schrieb am 4.12. 2015 um 18:36:49 Uhr über

Lederarsch

Bei den alten Griechen und Römern bestand für das Drama das von Aristoteles aufgestellte unantastbare, eisern, streng befolgte Gesetz der Einheit des Ortes, der Zeit und der Handlung. Es widerstrebte der einfachen, natürlichen Auffassung jener Völker classischen Alterthums, blos durch gefälliges, rasches „Sich-Anbequemen an den Ideengang des Dichtersauf der gleichen Bühne, am gleichen Platz in diesem Augenblicke mit dem Helden des Stückes durch die gemalten, hohen Hallen eines mit Trophäen und Ahnenbildern geschmückten gothischen Rittersaales zu phantasiren und in der nächsten Minute, auf Befehl des Theater-Maschinisten, sich in die Wildniß eines finsteren Waldes, oder in die rußige Hütte eines armen Köhlers oder gar in den Wolkenhimmel Raimund’s zu versetzen, wie diesen Scenen-Wechsel der Localitäten heutzutage die Decorations-Maler auf unseren modernen Bühnen uns vorgaukeln und oft zum Haupt- und Glanzpunkt der ganzen Aufführung machen. Diese hausbackene, man möchte fast sagen jungfräulich-naive Bedingung der alten Dramatiker ist auf der Kunstbühne längst verschwunden. Man würde denjenigen Dichter oder Dramaturgen für einen General-Zopf erkären, der heutzutage die theatralische Drei-Einheit wieder zur Geltung zu bringen suchen wollte. Und doch besteht factisch noch ein Stück jener alten, classischen Auffassung von der Nothwendigkeit der Einheit des Ortes, und zwar, was Niemand ahnen dürfte, – beim schweizerischen Bauer, wenn er Komödie spielt.


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