Hau-den-Lukas

Ich hole mit dem Hammer weit aus. Und schlage dann mit aller Kraft auf den kleinen Knopf (der heißt wohl Lukas).
Ich habe mich selbst erschrocken, als die Kugel in einem Rohr bis ans obere Ende sauste und dort kräftig gegen eine Glocke schlug.
Beim zweiten Schlag gefiel mir, dass ich meinen Zorn daran so wunderbar abreagieren konnte. Die Glocke machte einige Kollegen auf mich aufmerksam.
»Du schaffst das Ursel. Nochmal und nochmal.«
Auf den Chef! Und Bim.
Auf den Personalsachbearbeiter! Und Bim.
Und Bim und Bim.

Das wars dann wohl mit meiner überschüssigen Kraft. Nix Bimmelt mehr.
Jetzt griffen unsere kräftigen Lehrlinge nach dem Hammer. Was die Ursel kann, können wir schon lange. Nix Bim! Tote Hose.

Ein jahr später durfte ich das Spielzeug als erste einweihen. Ich funktionierte noch immer. Den Spitznamen Hammer-Ursel wurde ich nicht mehr los.

Natürlich reizt es auch mich, die Muskeln der starken Mitmenschen mit schwerem Hammer in der Hand zu beobachten. Aber ein Hau-den-Lukas Lukas braucht nicht unbedingt mechanisch zu funktionieren.

Zum Unifest habe ich einen elektrischen Lukas gebastelt. Der Knopf zum draufhauen ist ein Kraftsensor. Je nach Aufschlag-Wucht berechnete der Lukas eine zugehörige Höhe. Auf der senkrechten Skala schalteten sich dann nacheinander Lampen bis zu dieser Höhe ein. Und am oberen Ende saß eine Sirene, die beim Erreichen des Endes kurz aufgeheult hat.

So weit nichts Besonderes. Der Trick war, dass ich den Lukas fernsteuern konnte. Das Verhältnis von Höhe zu Aufschlag-Wucht konnte ich heimlich verändern. Wenn ein zarteres Mädel den Lukas geschlagen hat, fiel ihr ein gutes Ergebnis leichter als einem Muskelprotz.

Als der Lukas aufgebaut war, habe ich ihn allen vorgeführt. Mein erster Schlag ließ die Anzeige nur bis zum ersten Drittel laufen. Dann zog ich demonstrativ meinen Pullover aus, sodass ich nur noch mein dünnes ärmmelloses Top anhatte. Beim nächten Schlag setzte ich dann sogar die Sirene in Gang.

Ich hatte meinen Spaß daran, den Lukas-Erfolg zu vergrößern, je freizügiger der Schläger gekleidet war. Die meisten Jungs haben dann sogar mit nacktem Oberkörper um den Sieg gekämpft.