Schuheputzen

Ein ausgezeichneter Respekterweisungsdienst für uns Frauen, mit dem sich jeder männliche Jugendliche - möglichst schon von Kindesbeinen an - unbedingt vertraut machen sollte. Auch Schuhe und Söckchen an- und ausziehen sollten dazu gehören - ebenso wie eine pflegliche Fußmassage und eine vollumfängliche Pediküre. Ein stilvoll erbrachter Hand- und Fußkuss runden diese tugendvollen Anstandsdienste erfolgreich ab.

Mein Freund hat sich übrigens sehr rasch an die Verrichtung dieser sog. lower-class services gewöhnt, allein schon deshalb, weil er nicht nur mich, sondern auch meine Freundinnen servil zu bedienen hat, wenn wir mal ein kleines Damenkränzchen veranstalten. Er weiß ganz genau, dass er zur Begrüßung einer Dame ihre Schuhe ausziehen und ihr respektvoll die auf die Fußzehen küssen muss, bevor er ihr die Pantoffeln über die Füße streifen darf! Anstandsdienst ist eben nicht nur eine Sache der Erziehung, sondern auch der inneren Einstellung.

Ich mach das sehr ungern. Von der Kleinen Tierschau gibt es aber einen lustigen Reim dazu:

Nach des Tages Müh und Pein
ist der Lurchi gern allein
und er wichst in aller Ruh
seinen Salamanderschuh.

Wenn ich mir das vorsage, geht es besser.

Eine Schuhverkäuferin hat mir mal eingeschärft - und ich habe es nie vergessen, auch wenn ich es nicht beherzige - dass man nicht den Fehler der meisten Schuhputzer begehen soll, beim Wichsen an der Spitze zu beginnen. Nein, schön von hinten anfangen über die Seiten, mit der Kappe als Schlusstein; die meisten tragen nämlich am Anfang zu dick auf.