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mcnep schrieb am 6.9. 2015 um 15:57:24 Uhr über

ausblutenlassen

Mit der Justiz scheint es in jener Zeit traurig gestanden zu haben. Die königlichen Commissarien hatten während des Pönfalls ausser dem königlichen Richter auch einen Landrichter ernannt und einige Edelleute dem Gerichte als Schöppen beigesellt. Die Schöppen aber hatten nicht Lust, die Gerichtstage regelmässig zu besuchen, und so kam es, dass auch die Justizbeamten nachlässig wurden und somit der Rechtszustand in gänzlichen Verfall gerieth. Die natürliche Folge davon war eine furchtbare Ueberhandnahme der Verbrechen. So hatte sich eine Räuberbande unter dem Namen der „Kartengesellschaft“ gebildet, die über einen grossen Theil der Lausitz verbreitet war und alle Strassen unsicher machte, Schlösser und Kirchen beraubte, mordete und brannte. Der Hauptmann dieser Rotte, ein Budissiner Schneider, Amsel, führte unter seinen Genossen den Namender rothe Königund gestand vor dem Richter neunundvierzig Mordthaten ein. Er wurde mit einer Anzahl seiner Raubgesellen am 30. April 1558 zu Budissin hingerichtet. – Der Adel erlaubte sich bei diesem Zustande der Rechtsverwaltung täglich Gewaltthätigkeiten gegen die Städter und Alle die es mit diesen hielten. Georg von Carlowitz hatte einen gänzlich ungerechtfertigten Hass auf den Senior und Offizial des Petristiftes zu Budissin, M. Jacob Heinrichen, geworfen und rächte sich an ihm dadurch, dass er mit einigen lustigen Kumpanen während des Gottesdienstes nach der Petrikirche ging, den arglosen Offizial aus der Kirche rufen liess, und als er heraustrat ihn mit Hülfe der Anderen in einen bereit stehenden Wagen warf und davonfuhr. Unter Weges trieben die übermüthigen Herren mit dem vor Schreck und Angst halbtodten Priester den grössten Unfug und stiegen endlich auf der Haide bei Königsbrück aus dem Wagen, um ein Mahl zu geniessen. Während dem war in Budissin ein grosser Auflauf entstanden, indem ein Schüler die Gewaltthat gegen den Offizial mit angesehen und solche dem Dekan gemeldet hatte; man zog die Sturmglocken, bot die Bauern zur Verfolgung auf und bald marschirte eine kleine Armee gegen den unsichtbaren Feind. Die tête d’Armèe bildete des Amtshauptmanns Diener, Valentin Lochner, der bei dem Plaunitzer Rittersitze eine Anzahl Birkenstöcke für Feinde ansah und mit Angst und Zittern dem nachziehenden Heere verkündete, die Strasse sei voller Feinde. Einige recognoscirende Reiter berichteten bald die Wahrheit und die Verfolgung wurde fortgesetzt.


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