Undenkbar

In die Undenkbar gehe ich um zu vergessen.
Nach ein, zwei Cocktails auf einem thinkpad gereicht, werde ich Geschichtslos.
Zwei Stunden später der Spiegel hinter der Theke ist inzwischen unscharf, bin ich Gesichtslos.
Dann braucht es nur noch drei weitere Drinks und ich bin mein eigener Unsichtbarer.

Zu den Stammgästen der Undenkbar in Schwabing zählt seit geraumer Zeit die rothaarige Hannah, die nach Büroschluss ab 16:00 fast jeden Tag dort anzutreffen ist, adrett und korrekt wie eine Geschäftsfrau in ein schwarzes Schlauchkleid gepackt, einen Amaretto auf Eis und Pistatzien vor sich auf der Theke und die langen Beine unruhig vom hohen Barhocker runterbaumelnd, die vollen Pobacken dabei nur teilweise auf der winzigen Sitzfläche aus schwarzem Nappaleder haltend und die Plateauschuhe wie Angelhaken bewegend, wann beisst denn endlich einer an? Gut denkbar, dass das nicht mehr lange dauert.

Undenkbar ist zum beispiel der freiwillige Genuß von rostigen Nägeln.
Aber auch sonst ist das eine oder andere undenkbar.
Zuweilen ist es stets undenkbar »normal« zu denken.
Wahr ist aber auch das Freidenker in einer Monarchie zuweilen undenkbar waren und auch sind.
Nichtsdestotrotz denke ich, ich liege undenkbar schlecht im heutigen Trend der Fressalienphobie oder derer die es noch werden wollen.
Letztendlich ist vor allem undenkbar, dass Straßenigel überaus angetan von der Weltherrschaft sind und diese ergreifen.

Wem der Käse aus der Lötlampe quillt, dem wird das Undenkbare kaum unfaßbar bleiben. Jedoch hatte der gestrige Amtsinhaber Gernot Splitterkohl sämtliche für das Unnnotwendige denkbare Halskrausen versilbert, ebenso wie seinen Schäferhundrüdenspezialisten Wackermann Semmelrot, selbiger ein perfider Wachhund aus Bad Salzingen - ohne Lötlampe zwar, doch mit reichhaltig bestückter Aussteuerkiste entrückt, mit gut fuffzig Enten hinterdrein, die seine Tante Losbett Fieber ohne genau hinzusehen und ohne Absicht hinterrücks vergaß.