Rückenwind

Rückenwind ist vor allem beim Fahrradfahren von großem Vorteil. Am schönsten ist es, wenn die Windgeschwindigkeit in etwa so groß ist, wie die eigene Geschwindigkeit. Man verspürt dann kaum einen Luftzug, gleitet fast schwerelos dahin und es fühlt sich an, als würde man sich in der warmen weichen Luft, die einen trägt und in sich birgt, auflösen. Baum und Gebüsch am Wegesrand raschelt und wackelt aufgeregt im Wind, man selbst fühlt sich aber ruhig und geborgen inmitten dieser windigen Beweglichkeit.
Kommen einem andere Fahrradfahrer entgegen, die mit angestrengten Gesichtern gegen den Wind ankämpfen müssen, so gesellt sich zum angenehmen Gefühl des sanften, vom Rückenwind getriebenen, Dahingleitens auch noch eine gewisse Schadenfreude.

Sarah Kirsch

RÜCKENWIND

Wie er mich jagt, sein Schrei
Mich vorwärts trägt fünfundzwanzig
Windsbräute in der Sekunde
Den ganzen Tag, am Abend, und in der Nacht.
Ich komme zur Welt ich singe vor ihm
Jubel und Lachen: die Finger
Des himmlischen Kinds auf meiner Schulter.
Und hör ich die Stimme des Einen
Von großer Schönheit
Dreht sich der Gegenwind, ich fliege
Und immer zu ihm
Klopfendesherz wie das Haus schwankt

mögest du immer rückenwind haben,
möge die sonne dir immer ins gesicht scheinen,
mögen die schicksalsstürme dich hinauftragen, damit du mit den sternen tanzen kannst.