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ich muß los schrieb am 8.4. 2003 um 16:51:40 Uhr über

Groschenromane

als kind sagte dorst die wahrheit. wenn die mutter ihn fragte, schmeckt es, sagte er oft ja. manchmal auch nein. dann konnte es passieren, daß sich die augen der mutter mit tränen füllten. das tat dorst leid, aber er konnte ja nichts dafür. er sagte dann, tut mir leid, mami.
schlimmer war es, wenn omi fragte, und hast du denn deine omi lieb, spätzchen. omi hatte eine laute stimme, jammerte über wasser in den beinen und küßte dorst zum abschied gern auf die lippen. nein, sagte dorst, nicht so doll. omi tat so, als hätte sie nicht verstanden, und legte den kopf schräg. nein, sagte dorst laut und deutlich. omi ließ die kaffeetasse auf den tisch fallen und verbrühte sich. sie rief nach der mutter, und die mutter sagte, sicher hat er dich lieb, kinder können das nicht so ausdrücken. gell, schatz, du hast omi lieb, und sie legte einen arm um dorst und führte ihn aus dem wohnzimmer.
als peter in der schule auf seiner geige ein stück vorspielte, fragte die lehrerin die kinder, hat er das nicht gut gemacht. ja, sagte dorst, aber er machte dabei immer so ein komisches gesicht. die anderen kinder lachten. peter lachte nicht. dorst bekam eine strafarbeit auf und einen brief für die mutter mit nach hause. darin stand, Ihr kind ist taktlos und hat wenig gefühl für andere. bald merkte dorst, daß niemand die wahrheit mochte. er beschloß, von nun an nicht mehr die wahrheit zu sagen. also schwieg er. seitdem knackte sein kiefergelenk beim gähnen.




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