MDR

Es kostet mich viel Überwindung, diesen Sender zu hören. Die Erinnerung an die furchtbaren Tage vor meiner Zwangseinweisung 2005 sind noch zu frisch. Die räumliche Nähe des Senders zu Flughafen und Chipfabrik ist kein Zufall. Du spürst den Druck der Saudimilliardäre dort mehr als in der restlichen Stadt. In der VIPloge kannst du neben denen vor lauter Bodyguards kaum atmen, geschweige denn sinnvoll interviewen. Jens Lehmann stand da auch mit IchBinDeinGottHauAbGeste rum, sodass ich mich kaum nach seinem Namen zu fragen traute. Dagegen war Lichter fast kumpelhaft drauf, als er merkte, dass ich mich zwar sehr für ihn interessiere, ihn aber weder gehört noch gesehen hab, bevor ich ihn anrief. Wahrscheinlich passiert ihm das seltener als Lehmann. Insofern fühle ich mich inzwischen jedesmal fast beobachtet, sobald er auf dem Bildschirm auftaucht. Ich seh ihn dann in seiner Kneipe bis zum Umfallen maluchen und zwischendurch ins Studio fahren, nur um seine Familie vollständig finanziell abzusichern. Und ausgerechnet Lichter hatte ich nach seinem nächsten großen Traum gefragt. Als ob bei der Riesenblase um ihn herum irgendetwas Anderes außer Funktionieren machbar wäre. Den hat es übler erwischt als Ecki mit seinem Streit nach Drei oder Matuschke, der auf BR3 über Jahre fast täglich on air war. Mindestlohn oder sowas war die einzig denkbare Erklärung für dieses Hamsterrad. Jedenfalls nicht dieses dekadente Posen wie in der albernen VIPlounge.