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Teure Freundin,
seien Sie versichert, daß es mir durchaus nicht unangenehm ist,
wenn Sie mein ergrautes Haar ein wenig oder auch sehr in
Unordnung bringen. Ich schätze Ihre unkaprizierte Art, schweigende
Begleiterin auf gedankenschweren Wegen zu sein und mich nur
ab und an leise flüsternd von Irrwegen des Denkens abzuhalten.
Wenn Sie die Regentropfen gegen die Gläser meiner Brille lenken
um den Mond und die Lichter der Stadt ein wenig funkeln zu lassen,
zaubern Sie mir stets ein Lächeln auf die Lippen und Ihre lässige
Art, eine Wolkenstola der neuesten Mode dem Nachthimmel anzulegen,
bestrickt mich immer wieder aufs Neue.
Ich kann eigentlich nie genug von Ihnen bekommen, immer wenn ich Sie
tief einatme, weitet sich meine Brust auf diese angenehme Weise und
ich merke das Leben in mir. Sie sind eine Garantin dessen, was ich als
meinen Seelenfrieden bezeichnen möchte und daher finden Sie meine
Fenster auch meist geöffnet, damit Sie ein- und ausgehen können, wie
es Ihnen gefällt. Sofern Sie mich beehren wollen, lassen Sie sich von
den Zetteln auf meinem Tisch nicht abschrecken, seien Sie die Musik
zu einem Tanz der beschriebenen Blätter. Doch ist es ja nun meist so,
daß ich bescheidener Gast in Ihrem weiten Hause bin, wenn Sie einen
Ihrer fabelhaften sternenilluminierten Salons abhalten, den Einladungen
will und kann ich mich nicht entziehen, solange ich auf diesem Planeten
wandle.
Sie merken es schon, Sie treiben mich zu mir eigentlich eher fernliegenden
sprachlichen Kapriolen, daher soll es mit diesen Zeilen genug sein.
Seien Sie meiner fortan stillen Verehrung gewiß.
R.
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