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mcnep schrieb am 11.2. 2005 um 11:28:02 Uhr über

Nekyia

Das Totenministerium träumt:

Häufig erreichen uns Anfragen interessierter Personen zu Anlage und Durchführung einer Nekyia. Hierzu wäre zunächst zu sagen, daß die Nekyia nur von charakterlich und moralisch gefestigten Personen durchgeführt werden sollte; auch gilt es, die tatsächliche Notwendigkeit dieser sehr speziellen Form des Interviews gegen den relativen Aufwand und die unter Umständen große psychische Belastung aller Beteiligten abzuwägen. Ist der Interessent nun tatsächlich bereit, sich auf diese ungewöhnliche Erfahrung einzulassen, so gilt es zunächst, einen geeigneten Ort zu finden. Eine vielversprechende Empfehlung gibt etwa der zehnte Gesang der Odyssee, wo es zur Wahl der Location heißt: »Wo in den Acheron sich der Pyriphlegethon stürzet, und der Strom Kokytos, ein Arm der stygischen Wasser, an dem Fels, wo die zwei lautbrausenden Ströme sich mischen; nahe bei diesem Orte gebiet ich Dir, edler Odysseus, eine Grube zu graben ...« Hieraus geht klar hervor, daß es sich um die Umgegend der Stadt Ephyra auf der thesprotischen Halbinsel handelt. Aber auch Pylos in Elis empfiehlt sich aufgrund historischer Belegstellen für eine erfolgreiche Nekyia. Ist der Interessierte nun an einem der genannten Orte angelangt, gilt es für ihn zunächst, eine nicht zu kleine Grube zu graben und diese mit mehreren Litern Blutes, bevorzugt Stierblut, zu befüllen. Um ein zu schnelles Versickern der Flüssigkeit zu verhindern, empfiehlt es sich, auf tonhaltige Erdschichten zu achten. Nachdem die vorgeschriebenen Invokationen erfolgt sind, nähern sich meist schon nach wenigen Augenblicken die Toten, für ungeübte Praktikanten der Nekyia stets ein krisenhaftes Moment. Es sei jedoch zur Beruhigung noch einmal mitgeteilt, daß es sich bei den in Erscheinung tretenden Gestalten wirklich ausschließlich um kraftlose Schattenwesen handelt, die bereits durch die Mitführung einer Waffe, bevorzugt eines Kurzschwertes, zur Disziplin gebracht werden können. Den Toten sollte nun einige Zeit Gelegenheit gegeben werden, sich an dem in der Grube befindlichen Blut zu stärken, zumal diese Abwechslung in ihrem recht freudlosen Dasein sich positiv auf ihre Mitteilungsfreude auswirkt. Hernach hat der Befragende die kräftigende Flüssigkeit zu rationieren und nur Einzeltoten gegen die Beantwortung der von ihm gestellten Fragen zu überlassen. Es ist auf diese Weise möglich, verstorbenen Angehörigen, Personen der Historie, ja selbst mythischen Gestalten Informationen zu entlocken, die sich im weiteren Verlauf der Lebensreise als überaus hilfreich erweisen können. Doch sollte von diesem Mittel nur sparsam Gebrauch gemacht werden, da jede Nekyia auch den Fragenden einen kleinen Schritt näher ans Totenreich bringt.


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