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Einen höchst willkommenen Stoss boten den Schwankdichtern begreiflicherweise die gegenseitigen Beziehungen der beiden Geschlechter. Orientalischen Ursprungs und von den Franzosen aufgegriffen ist die Anekdote von Aristoteles und Phyllis, ein lustiger Spott auf die selbstherrliche Wissenschaft und die sittliche Erbärmlichkeit ihrer erlauchten Vertreter.
Der junge Alexander verliebt sich in die schöne Phyllis, und Aristoteles, sein Lehrer, sucht das Verderbnis aufzulösen. Phyllis rächt sich dadurch, dass sie nun den alten Propheten selbst in ihre Netze lockt. Aristoteles, dem alle Widerstandskraft abhanden kommt, lässt es sich gefallen, dass die übermütige ihn, den Weltweisen, sattelt und auf seinem Rücken durch den Garten reitet, während sie »in süssem Tone ein süsses Minnelied sang.« Dann sprang sie ab und verhöhnte den grossen Denker, der aus einem hundertjährigen Greise ein Kind von sieben Jahren geworden sei.
Nicht genug. Der Ritt war von den Fenstern aus beobachtet worden. Mit Schmach und Schande beladen verliess Aristoteles den königlichen Hof, zog sich auf seine Insel zurück und schrieb ein dickes Buch:
» Wie wunderlich listig schöne ungetreue Weiber sind «!
Der Dichter hält dafür, dass da nichts anderes helfe, als ihnen möglichst fern zu bleiben.
(Geschichte des deutschen Volkes, vom dreizehnten Jahrhundert bis zum Ausgang des Mittelalters Emil Michael S. J..
Vierter Band, Freiburg im Breisgau
Herdersche Verlagsbuchhandlung 1906,
Zweigniederlassungen in Wien, Straßburg, München und St. Louis, Mo.)
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