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Der Gaul schrieb am 23.4. 2015 um 17:56:05 Uhr über

Sporenreiter

Mit voller Sicherheit läßt sich der Zeitpunkt nicht angeben, in welchem M. zuerst der protestantischen Lehre sich genähert habe. In seiner Jugend hatte er Lauheit und Indifferenz in kirchlichen Dingen gezeigt; dann aber in den ersten Jahren seiner Ehe, 1548–1551, lebte er nach unanfechtbaren gleichzeitigen Zeugenaussagen ganz correct in der Praxis der katholischen Kirche; erst später gerieth er unter den Einfluß seines Hofpredigers Sebastian Pfauser, der ihm die Reformbedürftigkeit der Kirche warm ans Herz gelegt und allmählich seinen Predigten einen ganz unverhüllt lutherischen Charakter gegeben hatte: 1555 wurden zu ihrem Entsetzen die Verwandten gewahr, daß M. ganz unzweideutig protestantischen Anschauungen seinen Beifall geschenkt. Ferdinand drang sofort 1555 mit Mahnungen in den Sohn, indem er ihm ganz besonders die politischen Folgen eines etwaigen Uebertrittes auf protestantische Seite vorhielt. Auch Karl machte mehrmals durch Mittelspersonen Versuche auf den religiösen Sinn des Schwiegersohnes einzuwirken; vor Allen aber unterließ die gut katholische Gemahlin selbst nichts, ihres Mannes Seele zu lenken. Von extremen Schritten redete man; daß Maria sich von einemKetzerscheiden lassen wollte, wurde gesagt. Andererseits unternahm es Ferdinand, den protestantischen Prediger Pfauser aus Wien zu entfernen. Nichts von allem wurde erreicht. Mehrere Jahre hindurch hielt M. gegen alle Einschüchterungs- oder Bekehrungsversuche Stand. Ein heftiges Unwetter entfesselte 1558 Papst Paul IV., als die Abdankung Karls V. vom Kaiserthum und die Uebertragung desselben auf Ferdinand öffentlich bekannt gemacht wurde; unter den Vorwürfen, die er gegen Ferdinand erhob, war die Hinneigung des ältesten Sohnes zum Protestantismus die Hauptsache. Ferdinand war bereit dem Papste die bestimmte Zusage zu machen, daß er die Succession seines Sohnes, falls derselbe wirklich zu den Protestanten sich gesellen sollte, keinesfalls zugeben würde. Dies war das Motiv, das dann in der That auf M. Eindruck gemacht und ihn in der katholischen Kirchengemeinschaft, äußerlich wenigstens, festgehalten hat.


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