|
Jacques Gr@vin (1538-1570)
SONETT
Wir sagen, daß die Fürsten Krieg auf Kriege häufen
Und daß sie dran Gefallen finden, uns hingegen,
Armen Vasallen gleich, die Lasten auferlegen;
Doch sie tun, was sie tun, um nach der Welt zu greifen.
Und wettert es und ist der Himmel aufgetan
In wildem Durcheinanderdonnern, allsogleich
Schieben die ganze Schuld wir auf das Himmelreich;
Mißrät das Korn, so klagen wir die Erde an.
Nie wollen wir die eigenen Verbrechen künden,
Doch fällt's uns leicht, auf andre einen Spruch zu finden
Und unsre Obel den Behörden anzukreiden.
Mein Gott, wer wüßte nicht, daß jeder Krieg und Tod
Und Überschwemmungen und alle Hungersnot
Nur von den Sünden kommen, die wir nicht vermeiden.
48
lames Shirley (1596-1666)
[)ER SIEGER TOD
[)er Ruhm des Siegers, blutig groß, Ist Schatten nur, hat kein' Gewalt; Kein Panzer schützt ihn vor dem Los: Des Todes Hand ist eisig kalt.
Szepter und Kron'
Reißt er davon ich,
Und macht sie Axt und Sichel gle
Zu Rost und Staub im dunkeln Reich.
Manch einer sichert mit dem Schwelt Und pflanzt sich Lorbeer, blutgedüngt; zum Schluß ist keiner, der sich wehrt, Wenn ihn der Tod zur Ruhe bringt.
Früh oder spät, jeglicher geht
h in der letzten Not,
Und beugt sic
Schwer röcheind, bleich, dem Sieger Tod.
Es welkt der Kranz in deinem Haar,
Drurn, hoher Held, tu ab die Pracht;
Dein Sieg, dein Ruhm, so groß er war,
Was einer hab',
Muß in sein Grab;
Nur was er Gutes tat, lebt fort, Blüht noch im Staube unverdorrt.
49
|