Die-Gedanken-eines-Fünfzehnjährigen

»Heute schon wieder Heimorgelunterricht bei Rohrbach... ich kann diese ewigen Broadwayschnulzen nicht mehr hören!«

»Ach, hätte ich bloß einen richtigen Synthesizer statt dieser spießigen GEM Wizard 327 L!«

»Wann kommt hier eigentlich der Bus nach Kabul?«

»Warum muss es ausgerechnet der Arbeitgeber meiner Mutter, Saturn-Hansa Foto, sein, dessen Musikmagazin mich auf die dritte LP von Zara-Thustra aufmerksam macht?«

»Cooler Freak sucht geilen Kerl mit Schnäuzer und langen schwarzen Haaren, bis 25, AIDS-negativ, Yuppies und Stricher zwecklos... wie gut, dass es Simon's Basic für den C 64 gibt, da kann man so eine Anzeige ohne viel POKE- und PEEK-Akrobatik grafisch gestalten und auf Disketten in der Szene zirkulieren lassen...«

Also, ich wollte damals in erster Linie endlich ficken und ansonsten Musik hören, mit den Kumpels abhängen, rauchen, Bier trinken, Mofa fahren, flippern und Poolbillard spielen.
Und ich denke, bis auf die Verdrängung von Flipper und Poolbillard durch den Computer und des Mofas durch den Roller hat sich bei den Fünfzehnjährigen in den letzten 30 Jahren da wenig geändert...

»Eigentlich würde ich mich jetzt gerne umbringen, aber ich hab die Mathe-Hausaufgaben noch nicht gemacht.«

Mit 15 ist noch einiges von alleine gegangen, was ich später bewusst machen musste.
Gemeinsam mit den Klimmzügen hat sich kurz vor der Erschöpfung mein Penis gehoben. Und mit der größten Kraftanstrengung beim allerletzten hat es dann gespritzt.

Der Gedanke dass mich mein Freund beim Ringkampf regelmäßig richtig fertig gemacht hat, erregt mich noch immer. Mitlerweile ist er ein richtiger Fettsack geworden, und es würde ihm heute nicht mehr gelingen.

Mein Gott, was ich mir so alles gefallen lassen habe. Alle zwei Wochen zwei Stunden Konfirmandenunterricht von einem total überforderten und weltfremden Pfarrer. Er blieb nicht ohne nachhaltige Wirkung. Bei der ersten Gelegenheit bin ich aus der Kirche ausgetreten.