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mcnep schrieb am 2.5. 2003 um 22:21:22 Uhr über

Penetration

Leute, die Gedichte schreiben, find ich meistens doof.
Ganz im Ernst, der Beitrag hier straft mich nicht Lügen;
Grad wie für die meisten ist die Reimform mir ein Kniff
LeserInnen über meine Inhaltsschwäche zu betrügen.

Wo ein Endreim klingend steht, da wittre den Verrat.
Versmaß ist die morsche Krücke geistiger Versager.
Ob Sonett, ob Ode oder dithyrambisches Geschmier:
wo die Form so richtig stimmt, da wird der Inhalt vager.

Mag ja sein, daß Rilke ein paar gute Sachen schrieb;
die hab ich vermutlich nur bislang noch nicht gelesen.
Goethes päpstlicher Sermon und Heines Knittelvers -
Gott, wer's mag. Nur macht darum nicht so ein Wesen.

Und vor allem, liebe Leute: stellt das Selberdichten ein!
Sowas könnt ihr heut in jedem Supermarkt erwerben.
Selbstgebacknes Brot schmeckt meistens nicht so doll.
Welcher Mitmensch will schon in IKEA-Betten sterben?

Für so ein Gedicht wie dies brauch ich rund 10 Minuten,
Zeit, die ich auch ungleich besser hätte nutzen können.
Etwa mit Lektüre, wie zum Beispiel Henry James.
Oder Penetration, wie die Ärzte gern das Ficken nennen.

»Ha! Ein Hinkejambus!« tönt es da, "es trägt ihn aus der Kurve!
Wahre Dichtung ist halt doch den Meistern vorbehalten!"
Na, von mir aus seht es so, ihr Musenlutscher, ihr:
ich muß wieder los, mich ohne Verskorsett entfalten.

Nur ein Wort zum Schlusse noch: so richtig grottendämlich
finde ich, by Jove, die flammenden Kulturerotiker,
die, die Fremdgeschriebenes beknien, sie bleiben
eins allein für mich: Aff-irma-tions-neu-ro-tiker.



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