Robert van Gulik, der Autor der 'Richter Di'–Krimis, war ein hochgebildeter Diplomat in holländischen Diensten und konnte sich während seiner Aufenthalte in verschiedenen asiatischen Staaten eine beachtliche Sammlung chinesischer Erotika zusammenkaufen, was ihn 1960 zur Veröffentlichung seines grundlegenden Werks 'Sexual Life in ancient China' veranlaßte. Sein Bemühen um wissenschaftliche Seriosität veranlaßte ihn zwar, etliche explizite Passagen des Werkes in lateinischer Sprache wiederzugeben, es bleibt dennoch auch für wörterbuchscheue Menschen eine aufregende kulturwissenschaftliche Lektüre. Auf Seite 330 der mir vorliegenden Ausgabe (New York 1996) listet er penibel eine Statistik auf, wie häufig welche Sexstellungen in Bilderalben der späten Ming–Zeit vertreten sind und kommt zu folgendem Ergebnis:
– 25 % zeigen die sogenannte Normalposition, bei der eine Frau entweder mit gespreizten Beinen auf dem Rücken liegt, mit ihnen seine Hüfte umschlingt oder die Füße auf seine Schultern legt. Der Mann ist auf der Frau gelagert oder kniet, deutlich seltener, zwischen ihren Schenkeln.
– 20 % zeigen die Frau in der Oberlage, im Reitersitz oder geduckt, ihr Gesicht entweder dem sdes Mannes oder seinen Füßen zugewandt.
15 % der Abbildungen zeigen die Frau mit erhobenen Beinen in einem Stuhl oder auf einer Bank, zuweilen auch auf einem Tisch gelagert, der Mann steht vor ihr.
10 % zeigen das Eindringen des Penis von hinten, während die Frau vor dem Mann kniet.
10 % stellen einen 'introitus per anum' dar, der Mann stehend, die Frau über einen hohen Tisch gebeugt. In einem Fall sitzt der Mann auf einer Bank und die Frau auf seinem Schoß, ihm den Rücken zuwendend.
5 % zeigen ein seitlich gelagertes Paar, das sich die Gesichter zuwendet.
5 % ein eng an einander kauerndes Paar oder eine Frau, die auf den gekreuzten Beinen des Mannes sitzt, in einer Badewanne oder auf einem Rundkissen.
5 % Cunnilingus
3 % Irrumatio
1 % sind das, was Gulik (oder sein Übersetzer aus dem Niederländischen) als 'freak–positions' bezeichnet, wozu ein Mann mit zwei und mehr Frauen zählt, eine Frau auf einer Schaukel oder auch die 69er–Stellung.
1 % stellt lesbische Handlungen dar.
Auffällig ist hierbei das völlige Fehlen männlich homosexueller sowie flagellantistischer und kopro– sowie urophiler Akte, es finden sich keine Hinweise auf Vaginalfontänen, eine explizite klitorale Stimulation durch den Mann wird ebenfalls nicht angedeutet.
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