Christine

Liebe Frau Salzer,
Ihre Anfrage bezüglich Weichmacher ist in Bearbeitung, jedenfalls in meinem Kopf, seit vorhin. Dort rattert es und es basteln sich komplette Aufsätze in Windeseile im Dunkeln liegend in mir zusammen. Wenn ich bloß eine Stenographin am Bett sitzen hätte. Die könnte mir auch zwischendurch mal Kaffee machen.

Ich äußere mich sehr ungerne zu solch komplexen Sachverhalten wie Beimengungen und Additive für Polymere da ich mich damit immer im Bereich der Spekulation bewege. Es gibt garantiert kluge Monographien in den chemischen Universitätsbibliotheken hierzu. Vielleicht hervorgegangen aus einer Reihe von Dissertationen. Ich weiß darüber gar nichts. Im Grunde. Aufgrund der Struktur gewisser Weichmacher, könnte man ein wenig über mögliche Wirkorte im Körper spekulieren. Das mit der Intercallation in die Zellmembran durch lange hydrophobe Seitenketten des Weichmachers und der strukturellen Veränderung der Zelloberfläche die damit einhergeht ist wahrscheinlich nicht sehr viel bekannt, wie gesagt, es ist reine Spekulation. Giftig riecht das Zeug allemal. Und das mit hormonähnlichen Wirkprofilen ist auch nicht so von der Hand zu weisen. Rein strukturell gesehen. Das Molekül hat zwei hydrophobe Ankerseitenketten und zwei polare Zentren die relativ nah beieinander stehen nebst dem Phenylring. Je nach Ausstattung der Reste der Ester und der Seitenkennenreste, Länge und oder Ringe, sind innerhalb der verschiedenen Weichmacher noch einmal ganz andere Eigenschaften zu erwarten. Ich muß schlafen. Es ist gerade der erste Schnee gefallen. Jetzt ist alles weiß. Heute mittag ist alles weggeschmolzen.