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Wie üblich, geht die Putzfrau um dieselbe Zeit wieder nach Hause. Sie hatte wie immer die Treppen des Polizeipräsidiums zuletzt gewienert. Dann hat sie den Bus genommen. Sie steigt an der letzten Haltestelle aus. »Endstation: Koquinox!« hatte der Fahrer gesagt, erschöpft von einem langen Tag. Und jetzt muß er noch zurück ins Depot. Eine Schnitte mit Käse ist sein kärgliches Mahl. Er verschlingt sie hastig, legt den zweiten Gang ein, weil der Bus jetzt leer ist, und donnert mit rappelnden Trittbrettern in Richtung Centrum.
Die Frau geht einsam durch die Straßenschlucht. Weit am Horizont sieht sie ihre Mietskaserne warten. Halb widerwillig, halb erwartungsvoll geht sie daher. Heute ist sie besonders aufgeregt, sie hat die Ereignisse der letzten Nacht noch nicht verdrängt. Ein Röcheln weckt sie aus ihrer Umnachtung, die sie nach jedem Mord befällt. Das unterscheidet sie von anderen Mördern, die danach beruhigt sind. Sie weiß nichts von ihrem Tun, deshalb wundert sie sich über manch merkwürdige Sachen. Wie kommt zum Beispiel der Herrenanzug in ihren Schrank?
Das Röcheln ist der Kommissar Schneider. Er liegt gekrümmt im Rinnstein in einer riesigen Blutlache. Die Frau bemerkt ihn erst, als sie direkt vor ihm steht. Ein Schrei der Überraschung fährt aus ihrem Mund. Sie schreckt zurück, ihre Augen weiten sich vor Angst. Schnell dreht sie sich fahrig um, ob sie auch wirklich allein ist. Keine Menschenseele zu sehen. Sie beugt sich über den Kommissar und flüstert ihm ins Ohr: »Hallo, hallo, was ist mit Ihnen?« Der Kommissar kann nicht antworten. Er ist schwer angeschlagen. Die Kugel hat millimetergenau das Herz verfehlt. Seine Rettung war die Zahnklammer, die er zum Richten seiner Zähne immer bei sich führt. Nur nachts tut er sie rein, aber meist legt er sie heimlich unter sein Kopfkissen, damit seine Frau denkt, er hat sie an. Er bekommt sonst totalen Ärger.
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