Klassentreffen

Vor ein paar Tagen habe ich eine Einladung zu einem Klassentreffen bekommen, von irgendwelchen Mitschülern meiner Stufe, mit deren Namen ich nichts anfangen kann. Ich hab sie sofort zur Seite gelegt; diese ganzen Professorensöhne und Bankierstöchter, die zu dieser Leistungsschau mit ihrem 7-er BMW vorfahren werden, könnte ich kaum ertragen. Einzig denkbar wäre, mich mit fünf Schachteln Zigaretten mit der Arroganz der gescheiterten Existenz dazuzusetzen. Aber in Arroganz bin ich zu ungeübt, darum lass ich das besser. Natürlich sind eine kleine Handvoll guter Schulfreunde davon auszunehmen. Aber vor der Begegnung mit meiner ersten ernsthaften, selbstverständlich unerfüllten und unerwiderten Jugendliebe, hätte ich panische Angst. Interessant war auch die Liste der Unauffindbaren, die der Einladung beigelegt war. Einer der nettesten und lustigsten Vögel war dabei. Noch ein Grund, nicht hinzugehen.

Letzte Woche war'n Klassentreffen, das sah ich sie wieder......
die missglückten Helden, die jetzt Beamte sind..
die Bonnies&Clydes von früher jetzt als Herr und Frau Bieder....
die Power von damals ist leider hin....
und Fritz der Cowboy wurde nur
Manager bei der Müllabfuhr.....

War ich nie, mein Name steht in keiner Abi-Liste, weil ich rechtzeitig die Schule verlassen habe, um wichtige Drogenexperimente durchzuführen und zu vesuchen, unrealistische Lebensentwürfe zu realisieren, will ich aber auch nicht hin.

Klassentreffen bewirken den gleichen Schock, den man empfände, wenn man nur einmal im Jahr in einen Spiegel schauen würde. (Robert Lembke)