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Peter K. schrieb am 3.12. 2007 um 15:05:02 Uhr über

Übererfüllung

Der Plan mußte grundsätzlich übererfüllt werden. Nur so mußte konnte bewiesen werden, daß die sozialistische Planwirtschaft nicht nur bestens funktionierte, sondern stets hinter der Begeisterung der Werktätigen, sich für den Sozialismus bis zum letzten zu verausgaben, zurückblieb. Eine, zwei, drei Tagesproduktionen zusätzlich zu Ehren des Parteitages, des Plenums des ZK usw. liesen doch vernünftigerweise überhaupt keinen Zweifel an dieser Begeisterung der Werktätigen zu - oder ?

Aber es klappte halt nicht - nicht hinten und nicht vorne. Noch nicht einmal der normale Plan konnte erfüllt werden, ohne dieses ganze Gedönse der amtlich verordneten Begeisterung. Konsequenz: die sozialistische Planwirtschaft funktioniert doch nicht. Aber das geht nicht. Die Lehre von Marx ist schließlich allmächtig, weil sie wahr ist. Also verfuhr man, wie in der berühmten Hegel-Anekdote: wenn die Theorie halt nicht mit den Tatsachen übereinstimmt, dann ist es um so schlimmer für die Tatsachen bestellt (soll Hegel auf eine Frage eines Studenten geantwortet haben). Da man an der Theorie nicht schrauben konnte, schraubte man halt an den Tatsachen. Man senkte den Plan nachträglich wieder ab; mit den Begründungen dafür war man ungeheuer erfinderisch, und wer die Planabsenkungen am kreativsten und effizientesten vertreten konnte, sah sich als FührungskraftKader«) als hochdekorierter Held der Arbeit wieder, der doch den Plan mit 150, 180, 200 Prozent übererfüllt hatte, und zusätzlich noch ein, zwei, drei Tagesproduktionen zu Ehren des Plenums des ZK usw.
Man log sich also selbst in die Tasche, ständig, jedes Jahr aufs Neue, unaufhörlich. Und alle wussten es. Aber es durfte ja nicht gewußt werden. Also soff man. Wenigstens im Alkoholkonsum wurden die Pläne alljährlich auf diese Weise um gewaltige Prozentzahlen übererfüllt.


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