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Hans*im*Glück schrieb am 11.6. 2005 um 22:56:48 Uhr über

Fehltritt

Ich glaube, Watzlawick hat das in einer seiner Nachfragen über die Wirklichkeit der Wirklichkeit berichtet:

Es geht um diese schmalen kleinen Brückchen in den japanischen Gartenparks à la nature.
Solche kleinen Parks gibt es auch innerhalb japanischer Hotelanlagen, und es wurde höchst überrascht festgestellt (das Ganze geht wohl auf die 60er/70er - Jahre zurück), dass in diesen Hotelparks immer, ewig und reihenweise US-amerikanische Touristen von diesen kleinen Brückchen ins Wasser fielen, sobald ihnen ein Japaner entgegen kam. Es passierte unvermeidlich, wie unter Zwang, so zu sagen.

Nun hatten die Amerikaner ja bekanntlich den Krieg gewonnen, das Ganze war also recht rätselhaft.

Verbieten konnte man den Amerikanern (es betraf speziell die US - Männer) das Spazierengehen nicht, manche Brückchen waren überdies nicht vermeidbar, um ins Hotel zu kommen, die Versicherungsprämien stiegen auch (Reinigungskosten!), also wurde die Sache untersucht.

Die Erklärung war ganz einfach, aber es hat etwas gedauert, bis man sie fand (das kommt ja vor):

Und woran lag es?
Die japanischen Gartenarchitekten hatten vergessen zu berücksichtigen, dass in Japan und in den USA verschiedene unbewusst gewordene (verinnerlichte) patterns über Nähe und Distanz zu anderen Menschen (hier spez. Männern) bestehen.
Unterschiedliche kulturelle Verhaltensmuster, anders gesagt.
Daran allein lagen die amerikanischen Fehltritte.

Ging ein Ami allein über so ein Brückchen (die aber für 2 Leute vorgesehen waren, die einander passieren sollten), ging er also alleine über das Brückchen, passierte gar nichts, alles ging gut - kam ihm aber auf dem Brückchen jemand entgegen, fiel er umgehend, plumps, ins Wasser. So sicher wie, na, denk dir was aus.
Der Japaner drohte ihm nämlich zu nahe zu kommen!
Das war in seiner US-Kultur nicht vorgesehen, das war nicht erlaubt, er war auf einen bestimmten Mindest-Sicherheitsabstand konditioniert, er musste ausweichen und - der Fehltritt war unvermeidbar.

Japaner dürfen sich dagegen körperlich näher kommen, und dem entsprechend relativ schmal hatten die Gartenarchitekten die Brückchen ausgelegt.

Was hat man gemacht?

Man machte die Brückchen alle ein bisschen breiter, und heute fällt kein Ami mehr ins japanische Wasser.

Schade eigentlich.
Manche Fehltritte sind doch sehr lehrreich.





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