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pro. schrieb am 23.2. 2005 um 02:12:13 Uhr über

Gewissensbisse

Um so grotesken Billigsätzen wie »Wer keine hat, ist ein Psychopath« etwas Kompetenteres zur Seite zu stellen:

Léon Wurmser
Flucht vor dem Gewissen
Analyse von Über-Ich und Abwehr bei schweren Neurosen

1) Info:
Umfassendes Verständnis für das menschliche Innenleben

Weitreichende klinische Erfahrung und tiefgehende Auseinandersetzung mit der psychoanalytischen Theorie verbinden sich zu ungemein fruchtbaren und anregenden Erkenntnissen.

In seinem grundlegenden Werk befasst sich Léon Wurmser mit der Behandlung psychisch schwer kranker Patienten. Die bei diesen Patienten besonders häufig und stark auftretenden Über-Ich-Übertragungen äußern sich in unterschiedlichen Formen von Angst und Abwehr. Neben einer umfassenden Darstellung der psychoanalytischen Abwehrtheorie zeigt Wurmser Alternativen auf zu den Theorien und therapeutischen Methoden namentlich von M. Klein, O. F. Kernberg und H. Kohut. Dies geschieht niemals polemisch, sondern mit klinischem Pragmatismus und einer philosophischen Besinnung, die über das rein Technische und Wissenschaftliche weit hinausgehen. Dem Autor liegt daran, jenseits von Kategorisierungen und Theorien sich dem weiten Gebiet schwerer neurotischer Pathologie anzunähern durch die eingehende Beobachtung der klinischen Situation. Mit dem sorgfältigen Studium zahlreicher einzelner Behandlungsprozesse kommt er diesem Anspruch nach. Dabei ist es seine ausgeprägte Fähigkeit, in die psychische Welt eines Patienten regelrecht einzutauchen, durch die die Leser profitieren können.

Der Autor
Dr. med. Léon Wurmser war Professor für Psychiatrie und Psychoanalyse an der University of Maryland, er ist dieser Universität noch durch Lehraufträge verbunden. Neben seiner Vortrags- und Supervisionstätigkeit auf zwei Kontinenten ist er Psychoanalytiker in eigener Praxis in Towson, Maryland (USA) und Lehr- und Kontrollanalytiker der Freudian Society, New York.


2) Bei der psychoanalytischen Behandlung schwerer, aber nicht psychotischer Psychopathologie führt die ebenso konsequente wie einfühlsame Analyse der inneren Konflikte - mit besonderer Beachtung der Über-Ich-Übertragung - zu wesentlich anderen Ergebnissen, als es nach dem heute verbreiteten Verständnis solcher Krankheitsbilder, die man gemeinhin der 'Borderlinepathologie' zurechnet, zu erwarten wäre. Dynamisch stellt sich der Wiederholungszwang vorwiegend als eine Flucht vor dem Gewissen dar, die mißlingt. Wiederholte selbstzerstörerische Handlungen und die damit verbundenen Identitätsspaltungen bilden eine Abfolge von Lösungen bestimmter Loyalitätskonflikte sowie des Schuld-Scham-Dilemmas. Der Autor beschreibt diese Problematik anhand gründlich reflektierter Gespräche mit den Patienten, wobei deutlich wird, wie absolute (aber widerstreitende) Über-Ich-Forderungen, absolute (aber im Widerspruch stehende) Affekte und Wünsche, globale Identifizierung, Verleugnung und massive Introjektion der Traumata zusammenwirken und zu den Phänomen der Identitätsspaltung führen. Die 'Spaltung' erscheint als das Ergebnis, nicht als Ursprung der Abwehr; der Begriff hat somit eine beschreibende, keine erklärende Funktion. Die meisten schweren Neurosen bedürfen einer Kombination verschiedener therapeutischer Zugänge.


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