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mcnep schrieb am 1.9. 2008 um 15:43:43 Uhr über

Schnappi

Die Priesterschaft des alten Ägypten war besessen von der Vorstellung einer Veredelung des Menschen, mit dem Ziel, ihn den Göttern ähnlicher zu machen. Über unzählige Generationen wurden in den Heiligtümern vor Heliopolis und anderen ägyptischen Zentren mit den verschiedensten Formen der Zuchtwahl experimentiert, wurden ausgewählte Frauen mit Ägyptern und zahllosen anderen Völkern verpaart, und nicht nur das: Der an Tiergöttern und Chimären reiche Kosmos des Nilreichs verführte sie auch zu der Idee, die natürlichen Artschranken zu überschreiten. Und was niemand heute für möglich hält, mit altem Wissen und Magie gelang es, selten genug, Mischwesen zu erschaffen. Aber der Weg dahin war mit zahllosen Fehlversuchen gepflastert; welcher Art die unglücklichen Geschöpfe waren, die hinter den obeliskenverzierten Tempeln das Licht der Welt erblickten, können wir heute nur noch mit geheimem Grusel erahnen. Unzählige Tot- und Missgeburten sind auf diesem Weg entstanden, die, wenn sie überhaupt den ersten Atemzug getan hatten, sofort gnädig getötet wurden. Zu diesem Zweck besaßen ägyptische Tempel oftmals einen gesonderten Bereich, der dem scharfzähnigen Echsengott Mnewer geweiht war. Mnewer ist eine Inkarnation des Ra, möglicherweise auch eine Abspaltung des Krokodilgotts Sobek. Auch Ägypterinnen, die ungewollt schwanger geworden waren oder aus anderen Gründen ihre Kinder nicht aufziehen konnten, hatten in diesen Tempelanlagen die Möglichkeit, ihre Nachkommen auf eine ehrenvolle Weise einer postnatalen Abtreibung zu unterwerfen, die zudem eine behütete Aufnahme der kindlichen Seele in die Unterwelt garantierte. Die Krokodile, die zu diesem Zweck gehalten wurden, galten als heilig und wurden nach ihrem Tod gewissermaßen mitsamt der einverleibten Biomasse einbalsamiert. Mit dem Untergang Ägyptens ging das Wissen um die Erzeugung dieser Chimären weitgehend verloren, zudem konnte die von den griechischen und römischen Besatzern als barbarisch empfundene Methode der Kindstötung nicht länger durchgeführt werden, und so verschwand das gesamte Geheimwissen für sehr lange Zeit in den Archiven jener Priesterkaste, die seither bis auf den heutigen Tag auf ihre Wiedereinsetzung gewartet und zu diesem Zweck eine Unzahl kauziger Tarnreligionen und -philosophien erfunden hat. Auf dem allmählichen Weg in das transhumanistische Zeitalter (vgl. Biotechplazenta)werden diese Begrenzungen seit geraumer Zeit schrittweise zurückgefahren: Die Abschaffung des Limbus, einer katholischen Vorhölle, die der Aufnahme ungetaufter Kinder dient, ist ein deutliches Signal in diese Richtung.


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