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sammy schrieb am 25.4.2002 unter Strafe:
»Das Gegenteil von Strafe ist Liebe. Die habe ich nicht bekommen. Immer nur Strafen habe ich gekriegt. Pech gehabt.«
Als ich diesen schrecklichen Eintrag las, habe ich mich an ein Erlebnis erinnert.
In einem Gespräch mit großen Jugendlichen über (Homo -) Sexualität (11./12. Klasse, nur Jungen) in Ludwigsfelde (Brandenburg) vor ungefähr 10 Jahren wurde ich unter vielem anderen auch gefragt, was eigentlich S/M sei und was da gemacht wird. Ich habe daraufhin versucht, ihnen den Charakter einvernehmlicher S/M - Sexualität zu erklären.
In der Pause kam dann einer der Jungen zu mir und sagte in einem richtig empörten Ton: »Also, dies S/M!! Ich will doch nicht geschlagen werden, sondern geliebt!«
Der Junge war sehr intelligent, und ich hatte S/M nicht falsch oder schlecht beschrieben, das weiß ich.
Für einen Moment wurde ich sehr unsicher, ob S/M, einvernehmlich usw., nicht doch »krank« oder »falsch« ist.
Mit dem Kopf weiß ich, dass das nicht so ist, der Mensch sowieso ein hochaggressives Wesen, das viel, viel krassere Sachen drauf hat als einvernehmlichen S/M (incl. Orgasmus, worauf mein Therapeut immer Wert legte), und doch bleibt ein Zweifel, wieviel meine gewalttätige Kindheit mit meiner Affinität zu S/M zu tun hat.
Und der Auslöser meines Texts war ja auch der Eintrag oben von Sammy.
Dabei habe ich Strafen im meist so verstandenen Sinn wie Prügel, Stubenarrest und dgl. nicht erlebt.
Dafür ist allerdings das Gefühl da, dass meine »ganze Kindheit eine einzige Strafe« war.
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