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Peter K. schrieb am 3.12. 2007 um 14:37:37 Uhr über

Untergangsbeobachtungsfreude

»Der Untergang« ist zwar als Filmtitel schon bedeutungsschwer besetzt - aber man könnte sich diesen Titel - literarisch und cineastisch - schon auch anders vorstellen. Dabei muß man nicht unbedingt an die Titanic-Schnulze denken - der Wikipedia-Artikel über diese Schiffskatastrophe ist wesentlich spannender, als das Geknutsche di Caprio ...

Ich dächte eher an »Der Untergang« als Geschichte über das Verschwinden der DDR, des real existierenden Sozialismus vom heiligen deutschen Boden. Da ist das SED-Stasi-System, das zwar implodierte, aber dennoch eine teils heimliche, teils unheimliche Fortsetzungsgeschichte hat. Da ist das fröhliche Aufbrechen einer verkrusteten Sozialstruktur, über die sich jedoch alsbald ein neuer Panzer legte, und aus der Ostzone das traumatisierte Beitrittsgebiet werden liess. Da ist der Untergang der Idee vom Sozialismus - und seine Widerauferstehung mit dem rhetorischen Kniff zu sagen und zu glauben: das in der DDR, das war ja gar kein Sozialismus ! Das war Stalinismus, erst jetzt fällt uns das auf ! Also auf ein neues - und die Partei hat wieder Recht !

Mir schwebt ein Film vor mit Rolf Hoppe in der Rolle des Erich Mielke, der wohl schon 89/90 eine Schlüsselfigur gewesen war, ein Film mit Biographien, die gebrochen und entwertet worden sind. Mit Wendehälsen und Stasi-Offizieren, die heute auf von den Akten leben, die weder im Reisswolf, noch in dieser Sphinxartigen Behörde gelandet sind, mit Schalk-Golodkowskis am Tegernsee, und abgewickelten Treuhand-Betrieben, mit euphorischen Neugründungen und dem verschleissen einer kompletten Unternehmergeneration, die durch die »Regelinsolvenzen« läuft, zusammengebrochenen Funktionärsexistenzen, die in Neubaugebiets-Kneipen ihre Rente versaufen, und davon erzählen, daß nicht alles schlecht war, in der DDR. Von orientierungslosen jungen Menschen zwischen Bauchnabelpiercing und NPD ... ach, es gäbe so vieles zu erzählen ...


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